Case Study: Marktgärtnerei – Innovation zur Stärkung der österreichischen Frischgemüseversorgung

Allgemeine Informationen

Projektlaufzeit (Start- und Enddatum) 01/2022 – 06/2025
Projektregion Österreichweit (NÖ, OÖ, Steiermark)
Förderperiode
Maßnahme im GAP-Strategieplan VHA 16.1.1. und VHA 16.2.1

Finanzierung in Euro

Gesamtprojektkosten (i)+(ii)+(iii) = 434.668,45 €
   + (i) GAP Strategieplan 99%
   + (ii) Private und Eigenmittel 1%
   + (iii) Andere Finanzquellen

Kurzbeschreibung

Die Operationelle Gruppe (OG) Marktgärtnerei wurde 2022 gegründet und hat als europaweit erstes großes Innovationsprojekt damit begonnen, das Konzept der „Marktgärtnerei“ wissenschaftlich fundiert zu untersuchen.

Die Marktgärtnerei ist ein innovatives, kleinstrukturiertes und hocheffizientes Produktionssystem zur regionalen Versorgung mit Gemüse. Es baut auf den Prinzipien der bio-regenerativen Landwirtschaft auf und ermöglicht die Bewirtschaftung kleinster Flächen (ca. 1000m2 bis 1 ha) im Vollerwerb. Mit minimalem Maschineneinsatz, ohne chemisch-synthetische Pestizide und ohne Mineraldünger sind hier auf natürliche Weise beeindruckende Erträge in bester Qualität möglich. Aufgrund der bio-regenerativen Anbaumethoden schafft die Marktgärtnerei zudem einen großen gesellschaftlichen Mehrwert, der weit über die reine Nahrungsmittelproduktion hinausgeht – von regionaler Versorgungssicherheit, über Klima- und Umweltschutz bis hin zur Schaffung lokaler Arbeitsplätze und gesellschaftlicher Gesundheitsförderung.

Im Projekt wurden umfassende Daten aus den Bereichen Pflanzenbau, Bodenkunde und Betriebs- bzw. Arbeitswirtschaft von den teilnehmenden Marktgärtnereien erhoben, ausgewertet und allgemein zugänglich gemacht. Ziel ist es, damit die Gründung neuer Marktgärtnereien zu erleichtern und bestehende Betriebe zu fördern, um die österreichische Frischgemüseversorgung zu stärken.

(Fotocredit: Johannes Pelleter / OG Marktgärtnerei)

Über den Projektzeitraum wurden zahlreiche Aktivitäten gesetzt, um über das Potenzial der Marktgärtnerei und die Arbeit der OG zu informieren. Dazu wurde eine professionelle Website eingerichtet (rund 30.000 Seitenzugriffe pro Jahr), eine Broschüre für Konsumenten (1. Auflage 10.000 Stück), ein Inlay für Entscheidungsträger und ein Banner für Marktgärtnereien gedruckt sowie laufende Pressearbeit, Vortragstätigkeit und Social-Media-Berichterstattung durchgeführt. Im letzten Projektjahr wird ein Imagefilm produziert und abschließend eine umfangreiche Fachbroschüre mit den wichtigsten Projektergebnissen herausgegeben. Insbesondere die – in Tiefe und Umfang einzigartigen – Ergebnisse der pflanzenbaulichen Datenerhebungen dürften in der Fachwelt große Beachtung finden und die Bewegung der Marktgärtnerei maßgeblich stärken.

 

Was macht dieses Projekt besonders nachahmenswert?
  1. Die Nominierung des Projekts für den Agriculture & Rural Inspiration Awards 2024, die Vorstellung des Projekts im Rahmen der Kampagne zur EU-Wahl auf der Facebook-Seite „EUropa in meiner Region“ und die Präsentation des Projekts als Best Practice Beispiel im LE 14-20 Jahresbericht 2023.
  2. Die Zahl der Website-Zugriffe von knapp 50.000 (Stand Juni 2024) seit Projektbeginn bestätigt das große Interesse an der Arbeit der Operationellen Gruppe und der Marktgärtnerei allgemein.
  3. Die in Tiefe und Umfang einzigartigen pflanzenbaulichen Übersichts-Tabellen direkt aus der Praxis österreichischer Marktgärtnereien, die bis Ende des Projekts fertiggestellt und einem breiten Fachpublikum zu Verfügung gestellt werden.

 

 

Warum war es wichtig, dieses Projekt umzusetzen (Kontext)
Eine kleine Marktgärtnerei auf einem Hügel
(Fotocredit: Johannes Pelleter / OG Marktgärtnerei)

Der Eigenversorgungsgrad mit Gemüse in Österreich liegt laut Versorgungsbilanz der Statistik Austria 2022/23 aktuell bei gerade einmal 58 % – und das bei stetig steigendem Verbrauch. Die derzeit üblichen Methoden zur Gemüseproduktion sind durch hohen technischen Aufwand (und damit verbundenen hohen Investitionsbedarf sowie hohe CO2-Emissionen) gekennzeichnet. In der biologischen Landwirtschaft kommt noch ein hoher mechanischer Aufwand zur Beikrautregulierung hinzu, der einen Humusaufbau erschwert. Für interessierte Neugründer in der Landwirtschaft bieten die gängigen Produktionssysteme aufgrund des hohen Flächenbedarfs und den hohen Investitionskosten kaum Einstiegschancen.

In den USA, Kanada und Europa, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt wirtschaften indes immer mehr Landwirte und Gärtner nach den Prinzipien der Marktgärtnerei und beweisen, dass es nach wie vor möglich ist, auf kleinen Flächen ein gutes Einkommen zu erzielen. Ausgehend von Universitäten in den Vereinigten Staaten sowie einzelnen bekannten Marktgärtnern hat die Bewegung der Marktgärtnerei in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen. Mittlerweile erkennen nicht mehr nur Quereinsteiger, sondern auch immer mehr Landwirte das Potenzial dieser Betriebsform und integrieren Marktgärtnereien in ihre bestehenden Betriebe.

Aufgrund der ressourcenschonenden und zugleich hochproduktiven Arbeitsweise ist die Marktgärtnerei eine der vielversprechendsten Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit. Die kleinen, naturnahen Strukturen sind widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen und Krisensituationen als hochtechnisierte Großbetriebe und können als Ergänzung zum größer strukturierten Feldgemüsebau einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der heimischen Frischgemüseproduktion leisten. Der Verein zur Förderung des biologischen Landbaus BIO AUSTRIA sieht in der Marktgärtnerei großes Potenzial und hat aus diesem Grund die Projektkoordination für die Operationelle Gruppe Marktgärtnerei übernommen.

 

Ziele
  • Steigerung der Zahl der Neugründungen von Marktgärtnereien in Österreich
  • Förderung bestehender Marktgärtnereien, um den langfristigen Erfolg sicherzustellen
  • Weiterentwicklung und Optimierung des Produktionssystems der Marktgärtnerei
  • Vernetzung und Informationsaustausch mit relevanten Organisationen und Akteuren im Bereich der Marktgärtnerei
  • Stärkung des Bewusstseins von Konsumenten für den Wert von regional und ressourcenschonend produziertem Gemüse aus Marktgärtnereien
  • Stärkung des Bewusstseins von Multiplikatoren (Gemeinderäte, Bürgermeister, Berater, Fachschulpersonal, Kammermitarbeiter etc.) für die Potenziale der Marktgärtnerei hinsichtlich regionaler Ernährungssicherheit, Krisensicherheit, Boden-, Arten- und Stärkung des Bewusstseins von Multiplikatoren (Gemeinderäte, Bürgermeister, Berater, Fachschulpersonal, Kammermitarbeiter etc.) für die Potenziale der Marktgärtnerei hinsichtlich regionaler Ernährungssicherheit, Krisensicherheit, Boden-, Arten- und Umweltschutz, Belebung des ländlichen Raumes, Schaffung von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft, allgemeine gesellschaftliche Gesundheitsvorsorge etc. 
Maßnahmen
  1. Halbjahr 2022
  • Anbauplanung für die Versuchsflächen auf den beiden Versuchsanstalten Wies und Zinsenhof
  • Kick-Off Meeting zur Besprechung der Datenerhebungen auf den Praxisbetrieben, der geplanten Versuche auf den Versuchsstationen sowie der Versuchsgestaltung im Arbeitspaket Boden
  • Workshop für die Praxisbetriebe zum Umgang mit der Datenaufzeichnungssoftware „Gemüse-Anbauplaner“
  • Erste Datenerhebungen auf den Praxisbetrieben
  • Erstellung der Projekt-Website und Präsentation der geplanten Projektinhalte gegenüber Österreichs größter Marktgärtner-Vernetzungsgruppe „Market Gardening Austria“

 

  1. Halbjahr 2022
  • Besuche der Praxisbetriebe, Besprechung der Datenerfassung
  • Erste arbeitswirtschaftliche Erhebungen
  • Literaturrecherche zu bodenfördernden Maßnahmen in der Marktgärtnerei
  • Boden-Workshop mit den Praxisbetrieben, Präsentation der Literaturrecherche, Erarbeitung der Fragestellungen für die Bodenversuche
  • Ausarbeitung von Versuchsdesigns und Versuchsplänen für die Bodenversuche
  • Erste bodenchemische Analysen auf den Praxisbetrieben zur Dokumentation des Ist-Zustandes
  • Weiterarbeit an der Projekt-Website, Veröffentlichung neuer Blog-Beiträge, Aussenden des ersten Newsletters, Kommunikation über soziale Medien, laufende Pressearbeit
  • Foto- und Videoaufnahmen auf den Praxisbetrieben zur Nutzung auf der Website, in Druckwerken und im geplanten Imagefilm
  • Sichtung erster betriebswirtschaftlicher Datenauszüge
  • Auswertungen der ersten Anbausaison in den Versuchsanstalten
  • Diskussion der Fragestellungen der Versuchsanstalten sowie Präsentation der Zwischenergebnisse aller Arbeitspakete im Rahmen des Jahresmeetings

 

  1. Halbjahr 2023
  • Laufende Datenerhebungen auf Praxisbetrieben und Versuchsanstalten
  • Kontinuierliche Datenauswertung und Interpretation der Zwischenergebnisse
  • Durchführung eines Arbeitswirtschafts-Workshops mit den Praxisbetrieben
  • Erste bodenphysikalische Untersuchungen auf den Praxisbetrieben durch BOKU
  • Gestaltung und Distribution der Informationsbroschüre für Konsumenten sowie eines dazu passenden Inlays für Entscheidungsträger
  • Foto- und Videoaufnahmen sowie Interviews auf den Praxisbetrieben „Almgrün“, „Grand Garten“, „Beetwirtschaft“ und „Klauserei“
  • Fachartikel zum Thema Marktgärtnerei mit Erwähnung des Projekts in der Bauernzeitung
  • Projektpräsentation im Rahmen zahlreicher Vorträge, Tagungsbeiträge, Praxisworkshops

 

  1. Halbjahr 2023
  • Laufende Datenerhebungen auf Praxisbetrieben und Versuchsanstalten
  • Foto- und Videoaufnahmen sowie Interviews auf den Praxisbetrieben „Krautwerk“ und „Kleine Farm“
  • Weitere Beprobungstermine auf den Praxisbetrieben im Arbeitspaket Boden
  • Listung des Projekts auf „Österreich forscht / Citizen Science“
  • Veröffentlichung eines Zwischenberichts über das Projekt in der „Bionet Gemüsefibel“
  • Betriebswirtschaftliche Datenanalyse des Bewirtschaftungsjahres 2022
  • Diskussion eines Interviewleitfadens für weiterführende arbeitswirtschaftliche Fragestellungen mit den Praxisbetrieben
  • Projektpräsentation im Rahmen zahlreicher Vorträge, Tagungsbeiträge, Praxisworkshops

 

  1. Halbjahr 2024
  • Laufende Datenerhebung auf Praxisbetrieben und Versuchsanstalten
  • Präsentation des Projekt-Zwischenstands auf der Bionet Gemüsetagung vor rund 140 facheinschlägigen Teilnehmern
  • Veröffentlichung des Projekt-Zwischenstands in der Fachzeitschrift „Gemüsebaupraxis“
  • Gestaltung und Distribution eines Werbe-Banners zur Unterstützung österreichischer Marktgärtnereien in der Direktvermarktung
  • Vorstellung des Projekts im Rahmen der EU-Wahlkampagne auf der Facebook-Seite „EUropa in meiner Region“
  • Nominierung des Projekts für den Agriculture & Rural Inspiration Awards 2024
  • Präsentation des Projekts als Best Practice Beispiel im LE 14-20 Jahresbericht 2023
Entscheidende Stakeholder & Zielgruppen

Praxisbetriebe: 

  • Almgrün
  • Beetwirtschaft
  • Grand Garten
  • Klauserei
  • Kleine Farm
  • Krautwerk

Projektpartner: 

  • Bio Austria (Lead-Partner)
  • Forschungsinstitut für biologischen Landbau
  • Doris Lengauer (Versuchsstation für Spezialkulturen Wies)
  • Urs Mauk (www.marketgarden.de)
  • Wolfgang Palme (HBLFA Schönbrunn & Versuchsstation Zinsenhof)
  • Johannes Pelleter (Marketingbegleitung Pelleter KG, www.pelleter.at)
  • Renate Spraul
  • Universität für Bodenkultur
  • Hans Unterfrauner (TB Unterfrauner)

 

  1. Zielgruppe: Landwirte und Gärtner (Betriebsführer, Betriebsnachfolger und Neugründer)

 

  1. Zielgruppe: Konsumenten (bestehende und potenzielle Kunden von Marktgärtnereien)

 

  1. Zielgruppe: Entscheidungsträger & Multiplikatoren (Bürgermeister, Gemeinderäte, Mitarbeiter der Landwirtschaftskammern, Berater und Lehrpersonen im landwirtschaftlichen Bildungswesen)

Das Projekt soll primär Landwirten und Gärtnern, aber auch Konsumenten zugutekommen. Durch Aufzeigen der Potenziale und Erfolgsfaktoren des Konzeptes der Marktgärtnerei sollen bestehende landwirtschaftliche Betriebe ermutigt werden, in diesen Betriebszweig einzusteigen. Darüber hinaus sollen auch Neugründungen von Marktgärtnereien durch Quereinsteiger gefördert werden.

Damit soll mittel- und langfristig der Selbstversorgungsgrad mit Gemüse in Österreich erhöht werden. Durch die Direktvermarktung als primäre Vermarktungsform der Marktgärtnerei entstehen wieder engere Beziehungen zwischen Produzenten und Konsumenten, die das Bewusstsein in der Bevölkerung für den Wert von regionalen Lebensmitteln aus ressourcenschonender Produktion wachsen lassen.

Ergebnisse und Wirkungen

Beispiele für direkte Auswirkungen

– Verbesserungen im Klima- und Umweltschutz (z. B. Verringerung der Treibhausgasemissionen, verstärkte Kohlenstoffbindung und -erhaltung, Beitrag zur Klimaanpassung und Widerstandsfähigkeit, Verringerung der Umweltauswirkungen, Erhaltung der biologischen Vielfalt usw.)

– Wirtschaftlicher Nutzen (z. B. Schaffung von Arbeitsplätzen, höhere Einnahmen usw.)

– Gesellschaftlicher Nutzen (z. B. Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, Generationennachfolge usw.)

Wirkungen quantitativ:

 

Nachdem das Projekt der Operationellen Gruppe Marktgärtnerei das erste seiner Art zu diesem Thema ist, lag der Fokus bei der Projektkonzeption zunächst auf der umfassenden Datenerhebung in den Arbeitspaketen Pflanzenbau, Betriebswirtschaft und Boden.

Das Produktionssystem der Marktgärtnerei soll damit erstmals wissenschaftlich fundiert untersucht und beziffert werden, um die Datenbasis für weitergehende Auswertungen zu schaffen. Bis Ende 2024 erfolgen nun noch pflanzenbauliche Erhebungen auf den Praxisbetrieben, die dann im Frühjahr 2025 ausgewertet werden. Da das Projekt noch nicht abgeschlossen ist, können wir zum jetzigen Zeitpunkt leider noch keine abschließende Bewertung der quantitativen Auswirkungen abgeben. Bereits jetzt seien aber die in den Praxisbetrieben des Projekts bisher erhobenen Zahlen zur Produktivität der Marktgärtnerei erwähnt:

  • In den Praxisbetrieben werden innerhalb eines Jahres bis zu 60 verschiedene Gemüsearten produziert
  • Auf den Freilandflächen konnten pro Quadratmeter durchschnittlich bis zu 6 kg Gemüse geerntet werden
  • In den Folientunnelflächen sogar durchschnittlich bis zu 14 kg Gemüse pro Quadratmeter

Außerdem noch einige Zahlen zur Reichweite der kommunizierten Projektinhalte:

  • Website-Zugriffe seit Erstellung der Projekt-Website (Stand: 04.06.2024): 46.784
  • Auflage der Broschüre für Konsumenten: 10.000 Stück
  • Auflage der Inlays für Entscheidungsträger: 1.000 Stück

Wirkungen qualitativ:

Verbesserungen im Klima- und Umweltschutz

  • Mit jeder Marktgärtnerei werden weitere Flächen in Österreich nach den höchsten landwirtschaftlichen Standards bewirtschaftet und damit Bodenfruchtbarkeit aufgebaut und Kohlenstoff im Boden gespeichert, Artenvielfalt gefördert, die Resilienz gegenüber Klimaveränderungen erhöht und Treibhausgasemissionen durch Vermeidung langer Transportwege eingespart.
  • Das Projekt trägt mit seinem breiten Informationsangebot zur Erleichterung von Neugründungen bei und fördert den langfristigen Erfolg bestehender Marktgärtnereien.

 

Wirtschaftlicher Nutzen

  • Durch die Neugründung von Marktgärtnereien entstehen neue attraktive Arbeitsplätze und die regionale Wertschöpfung steigt.
  • Die bis Ende des Projekts aufbereiteten pflanzenbaulichen Produktionsdaten werden eine neue Tiefe an Information bieten, die in der Fachliteratur bisher nicht zu finden war. Diese Ergebnisse dürften in der Fachwelt große Beachtung finden, Neugründungen deutlich erleichtern und die Produktivität von Marktgärtnereien generell steigern.

Gesellschaftlicher Nutzen 

    • Marktgärtnereien beschäftigen mindestens ebenso viele Frauen wie Männer und setzen damit ein Zeichen für die Geschlechtergleichstellung in der Landwirtschaft. Außerdem stellt das Konzept der Marktgärtnerei einen attraktiven Betriebszweig für künftige Hofnachfolger dar, der die Generationennachfolge auf landwirtschaftlichen Betrieben deutlich erleichtern kann.
    • Die Gründung weiterer Marktgärtnereien verbessert die regionale Versorgungssicherheit mit Gemüse, reduziert die Abhängigkeit von Importen und verbessert die Gesundheit der Bevölkerung durch die Verfügbarkeit hochwertigster pflanzlicher Lebensmittel.
Mehrwert durch Vernetzung

Bereits im ersten Projektjahr wurde der Kontakt zum Verein Marktgärtnerei Österreich gesucht, der sich im selben Jahr formierte. Gemeinsam soll sichergestellt werden, dass die Projektergebnisse auch nach Ende der Projektlaufzeit weitergenutzt werden und möglichst vielen Marktgärtnern zugutekommen. Der Verein stellte außerdem seine Infrastruktur zu Verfügung, um den Versand der Druckwerke der OG an Österreichs Marktgärtner zu organisieren.

Parallel dazu wurde die rund 1400 Mitglieder zählende Facebook-Vernetzungsgruppe „Market Gardening Austria“ von Anfang an über die Ergebnisse der Projektarbeit informiert. Bei der Gestaltung des Banners für die Direktvermarktung von Marktgärtnereien wurde die Community bei der Auswahl der Headline miteinbezogen.

Weitere Vernetzungsaktivitäten fanden außerdem mit folgenden Organisationen statt:

  • Verein Marktgärtnerei Österreich: Versand der Druckwerke an Marktgärtnereien durch den Verein. Die Projekt-Website soll nach Projektende vom Verein weitergeführt werden, um die Informationen weiterhin zugänglich zu machen.
  • Bionet Österreich: Präsentation der Projektergebnisse in der Bionet Gemüsefibel sowie im Rahmen der Bionet Gemüsetagungen 2024 und 2025
  • RML Regionalmanagement Liezen: Unterstützung eines Projekts des RML zur Förderung der Marktgärtnerei in der Region durch die Bereitstellung der Drucksorten der OG
  • City Farm Wien: Verteilung der im Projekt produzierten Informations-Broschüre „Faszination Marktgärtnerei“ an interessierte Konsumenten
  • Arche Noah: Nutzung der von der OG erhobenen pflanzenbaulichen Daten zur Ausarbeitung von Anbauempfehlungen für Wintererbsen
  • Messe Wieselburg: Die Verantwortlichen der Landwirtschafts-Messe Wieselburg haben für die Messe 2025 den Schwerpunkt „Marktgärtnerei“ gesetzt und für die Planung der Messe unter anderem Vertreter der OG Marktgärtnerei zu Gesprächen herangezogen

 

Innovation

Als erstes großangelegtes Forschungsprojekt zur Marktgärtnerei in Europa kann das Projekt von Grund auf als innovativ bezeichnet werden. Innovativ ist auch der Fokus des Projekts auf der Optimierung der Fertigkeiten des Menschen sowie des biologischen Potenzials von Boden und Pflanze mithilfe moderner Auswertungssoftware. Konträr zur zunehmenden Industrialisierung und Automatisierung geht das Projekt damit neue Wege in eine naturnahe, ressourcenschonende und zugleich hocheffiziente Zukunft der Landwirtschaft.

 

Als besonders innovativ seien auch die umfangreichen pflanzenbaulichen Produktionsdaten erwähnt, wie sie in der Fachliteratur bisher nicht zu finden waren. Erstmals wird hier die komplexe Satzstaffelung im Laufe der Saison mit sämtlichen Anbauzeitpunkten, Erntezeiten und entsprechender Wachstumsdauer visualisiert.

 

Einbeziehung junger Menschen

Marktgärtnereien werden grundsätzlich von Menschen aller Altersgruppen gegründet und geleitet, vorwiegend entscheiden sich jedoch junge Menschen für die Neugründung einer Marktgärtnerei. Für viele junge Menschen ist das Produktionssystem eine attraktive Möglichkeit zum Einstieg in die Selbstständigkeit mit einer Tätigkeit in der Natur. Die Investitionskosten sind überschaubar, die Amortisationsdauer ist daher vergleichsweise kurz und die Community der Marktgärtner außergewöhnlich offen und hilfsbereit.

Außerdem stellt das Konzept der Marktgärtnerei einen attraktiven Betriebszweig für künftige Hofnachfolger dar, der die Generationennachfolge auf landwirtschaftlichen Betrieben deutlich erleichtern und der jungen Generation eine eigene Einkommensquelle am Betrieb ermöglichen kann.

Einbeziehung von Frauen
Eine frau kniet auf einem Feld und pflückt Salat
Fotocredit: Johannes Pelleter / OG Marktgärtnerei

Die Geschlechterverteilung innerhalb des Projektkonsortiums ist sehr ausgewogen. Knapp mehr als die Hälfte der Mitglieder ist weiblich. Auch innerhalb der Marktgärtnerei generell ist der Anteil der Frauen (auch in leitenden Positionen) ungewöhnlich hoch im Vergleich zu anderen Bereichen der Landwirtschaft in Österreich.

Die Marktgärtnerei ist damit österreichweit und international ein Vorzeigebeispiel für die Gleichstellung der Geschlechter in der Landwirtschaft und ermöglicht insbesondere auch jungen Frauen den Einstieg in die Selbstständigkeit mit der Gründung einer eigenen Marktgärtnerei.

Inklusion

Innerhalb der Marktgärtnerei sind Angehörige von Minderheiten – mit entsprechenden fachlichen Qualifikationen – grundsätzlich in keiner Weise benachteiligt. Die Betriebsleiter sind ausgesprochen offen und bereit für Inklusion im betrieblichen Alltag. Zahlreiche Marktgärtnereien bieten außerdem die Möglichkeit für Praktika und Volontariate – oftmals auch für Menschen aus dem Ausland sowie Angehörige von Minderheiten.

Die wichtigsten Lernerfahrungen

Der Erfolg des Projekts basiert zu einem großen Teil auf der gelungenen Zusammenstellung der Operationellen „Gruppe“, also jenen Menschen aus den verschiedenen Fachbereichen, die rund drei Jahre gemeinsam an der Erarbeitung der Projektziele beteiligt waren. Professionalität, Erfahrung und Engagement der einzelnen Projektpartner und insbesondere der Arbeitspaketleiter hat wesentlich zur Zielerreichung beigetragen.

Die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichsten Personengruppen und besonders auch der Austausch zwischen landwirtschaftlicher Praxis (Marktgärtner*innen) und Wissenschaft bzw. Beratung hat sich als außerordentlich fruchtbar erwiesen.

Durch die Netzwerke der einzelnen Mitglieder der OG haben sich innerhalb der Projektlaufzeit zahlreiche Möglichkeiten zur Präsentation der Projektergebnisse und der Potenziale der Marktgärtnerei aufgetan. Auch die Vernetzung mit mehreren facheinschlägigen Organisationen im landwirtschaftlichen Bereich während des Projekts hat zu einer breiteren Verteilung und größerer Akzeptanz der Informationen in der Praxis beigetragen.

Dabei haben sich auch ungeplante Gelegenheiten ergeben, die Projektinhalte in größerem Rahmen vorzustellen. So konnte die OG Marktgärtnerei im letzten Quartal 2024 die Teilnahme an zwei ungeplanten, aber äußerst interessanten Veranstaltungen vereinbaren, bei denen die Ergebnisse der Projektarbeit im Frühjahr 2025 präsentiert werden können. So wird im März 2025 im Rahmen der Bionet Gemüsetagung 2025 in St. Pölten ein eigener Halbtag ausschließlich der Präsentation der Projektergebnisse gewidmet. Und im Mai 2025 wird im Rahmen der Landwirtschaftsmesse Wieselburg die große Fachbroschüre mit allen wichtigen Projektergebnissen vorgestellt.

Die Umsetzung solcher ungeplanten Aktivitäten erfordert ein hohes Maß an Flexibilität seitens der Projektleitung und der Arbeitspaketleiter, kann zugleich aber eine wertvolle Ergänzung zu den vorgesehenen Maßnahmen sein und die Projektziele idealerweise maßgeblich fördern.

Die jahrelange intensive Auseinandersetzung mit den Projektinhalten hat im Fall der OG Marktgärtnerei letztendlich nicht nur wichtige Erkenntnisse zutage gebracht, sondern auch zahlreiche weitere relevante Fragen aufgeworfen, die nun möglichst in einem Folgeprojekt bearbeitet werden sollen.

 

Übertragbarkeit

Das mit den Arbeitspaketen Pflanzenbau, Boden, Betriebswirtschaft, Dissemination und Projektmanagement gelegte Grundgerüst des Projekts lässt sich auf unzählige weitere landwirtschaftliche Fragestellungen sowie auf andere Regionen oder Organisationen übertragen. Die OG Marktgärtnerei kann damit in ihrer Struktur durchaus als Case Study dienen.

Der starke Fokus auf die breite und professionelle Kommunikation der Projektinhalte an Praktiker*innen und Konsument*innen soll sicherstellen, dass die Ergebnisse von drei Jahren Projektarbeit auch wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Auch dieser Ansatz kann und soll gerne auf andere Projekte und Organisationen übertragen werden.

Die Ergebnisse der Datenerhebungen auf den Praxisbetrieben des Projekts und die darauf basierenden Auswertungen sind auf Marktgärtnereien in ganz Österreich und – wo die klimatischen Bedingungen ähnlich genug sind – auch auf den mitteleuropäischen Kontext übertragbar.

Insbesondere die pflanzenbaulichen Produktionsdaten dürften über die Grenzen Österreichs hinaus bei Marktgärtnereien im ganzen deutschsprachigen Raum Beachtung finden und sowohl für Neugründer als auch für bestehende Betriebe eine wertvolle Planungsgrundlage sein.

Auch die Aufrufe der Projekt-Website aus zahlreichen Ländern abseits Österreichs zeugen von dem bereits vorhandenen breiten Interesse an den Projektinhalten – insbesondere aus dem Nachbarland Deutschland (24,7% der Website-Aufrufe).

Wurde dieses Projekt bereits kopiert? In Ihrer Region, in Österreich oder international?

Ausdrücklich „kopiert“ wurde das Projekt unserer Wissens bisher nicht, einige andere Projekte suchen aber bereits den Austausch mit der OG Marktgärtnerei, um in ihrer Arbeit auf den Ergebnissen unserer Tätigkeit aufbauen zu können.

 

Synergien mit anderen EU-Politiken

Trägt dieses Projekt zu den Zielen anderer europäischer und internationaler Politiken bei?

☒ JA                   ☐ NEIN

Falls ja, zu welchen?

☒ Europäischer Grüner Deal

☐ Langzeitvision für ländliche Gebiete in Europa bis 2040 (EU Long Term Vision)

☐ EU Biodiversitätsstrategie 2030

☒ Vom Hof auf den Tisch (Farm to Fork Strategie)

☐ EU Digitalisierungsstrategie

☐ EU KMU-Strategie

☐ EU Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter

☐ UN-Nachhaltigkeitsziele SDG

Links

Webseite:

https://www.marktgärtnerei.info

Downloads:

https://www.marktgärtnerei.info/infomaterial

 

Mann der auf dem Feld Karotten pflückt
Fotocredit: Johannes Pelleter / OG Marktgärtnerei