Case Study: Unternehmenskompetenzschulung für Jungunternehmer:innen
Allgemeine Informationen
Projektlaufzeit (Start- und Enddatum) | 02/2023 – 11/2023 |
Projektregion | österreichweit |
Förderperiode | LE 14-20 |
Maßnahme im GAP-Strategieplan | Wissenstransfer und Informationsmaßnahmen |
Finanzierung in Euro
Gesamtprojektkosten (i)+(ii)+(iii) = | 26.799,43 € |
+ (i) GAP Strategieplan | 21.439,54 € |
+ (ii) Private und Eigenmittel | 5.359,89 € |
+ (iii) Andere Finanzquellen |
Kurzbeschreibung
Diese Bildungsmaßnahme zielt auf die Unternehmenskompetenz von jungen Landwirtinnen und Landwirten sowie Jugendliche im ländlichen Raum ab. Die Bildungsmaßnahme schließt mit einem über den landwirtschaftlichen Bereich hinaus anerkannten Zertifikat ab. Im Rahmen der Bildungsmaßnahme setzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbstständig ein Projekt um und transferieren somit das Gelernte in die Praxis.
Es werden Inhalte im Bereich Kommunikation, Argumentation, Innovation, Projektmanagement, sowie Konfliktmanagement vorgebracht. Diese Fähigkeiten werden für die eigenständige Abwicklung von Projekten benötigt und sollen die Jugendlichen auf künftige Führungstätigkeiten beziehungsweise auf die Umsetzung von innovativen Ideen und Konzepten auf ihrem Betrieb beziehungsweise in ihrer Region vorbereiten.
Was macht dieses Projekt besonders nachahmenswert?
Dieses Projekt ist besonders nachahmenswert, da es gezielt junge Landwirtinnen und Landwirte sowie Jugendliche im ländlichen Raum stärkt. Durch praxisnahe Bildungsinhalte in Kommunikation, Innovation und Projektmanagement erwerben sie wichtige Kompetenzen für künftige Verantwortungsbereiche und die Umsetzung innovativer Ideen. Das Projekt verbindet Theorie und Praxis, indem die Teilnehmenden eigene Projekte realisieren und das Gelernte direkt anwenden. Zudem fördert es den Dialog zwischen Landwirtschaft und Konsumentinnen und Konsumenten und trägt zur positiven Entwicklung ländlicher Regionen bei.
Warum war es wichtig, dieses Projekt umzusetzen (Kontext)
Die Landjugend Österreich ist ein wichtiger Innovationsmotor für den ländlichen Raum in Österreich. Mit rund 100.000 Mitgliedern in 1.200 Ortsgruppen ist sie die größte Jugendorganisation Österreichs und bietet sechs Schwerpunkte der non-formalen Bildung an: Allgemeinbildung, Landwirtschaft & Umwelt, Kultur & Brauchtum, Sport & Gesellschaft, Service & Organisation und Jung & International. Die Organisation umfasst junge Landwirtinnen und Landwirte und junge Menschen, die in ländlichen Gebieten leben. Rund 6 % der österreichischen Jugend gehören dieser Organisation an, die damit eine wichtige Interessensvertretung für junge Menschen darstellt. Das Entscheidungsgremium der Organisation (sechs Personen) besteht ausschließlich aus jungen Freiwilligen. Die führenden Personen sind immer ein Mann und eine Frau. Diese gleichberechtigte Doppelspitze beginnt auf nationaler Ebene und reicht bis zu den lokalen Vereinen.
Die Organisation versteht sich als Brückenbauer zwischen Landwirtschaft und Verbraucherinnen und Verbrauchern, Jung und Alt, städtischen und ländlichen Gebieten. Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern leisten neben ihrer Hauptaufgabe, der Produktion von Lebensmitteln, auch einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Lebens im ländlichen Raum, einschließlich der Kultur und des Brauchtums in den Regionen. Die Ausbildungslehrgänge der Landjugend Österreich vermitteln jungen Menschen das nötige Fachwissen, um ihre Arbeit zu professionalisieren.
Die Arbeit der Landjugend Österreich zielt darauf ab, Bewusstsein und Verständnis für ein gutes Zusammenleben im ländlichen Raum zu schaffen. 39% der Österreicherinnen und Österreicher leben im ländlichen Raum, 27% in suburbanen Regionen. Viele Konsumentinnen und Konsumenten haben das Bewusstsein für das Lebensmittelsystem und die Produktion von Lebensmitteln verloren. Das führt oft zu Konflikten. Proaktive Projektarbeit beugt dem vor und bietet jungen Menschen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.
Ziele
- Die Absolventin/der Absolvent…
- Recherchiert, betrachtet und bewertet Themen, die für die Landjugend und/oder den landwirtschaftlichen Betrieb relevant sind.
- Spricht eloquent und professionell und beherrscht Präsentations- und Argumentationstechniken.
- Beherrscht die Mediengestaltung und nutzt verschiedene Präsentationsmedien zur visuellen Aufwertung von Themen.
- Beherrscht Moderationstechniken zur Leitung von Diskussions- und Planungssitzungen in der Jugendarbeit.
- Beherrscht die Grundlagen des Projektmanagements und plant und organisiert selbstständig Projekte der Landjugendarbeit und/oder des Bauernhofs.
- Koordiniert Landjugendaktivitäten und erledigt verantwortungsvoll administrative Aufgaben.
- Bezieht die Mitglieder der Landjugendgruppe mit methodisch vorbereiteten Angeboten in die Entscheidungsfindung ein.
- Setzt motivationsfördernde Übungen ein, um Jugendliche zu aktivieren und in die Gemeindearbeit einzubinden.
- Setzt Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit ein, um Projekte zu fördern und die Interessen der Landjugend zu vertreten.
- Übernimmt die Führung in gruppendynamischen Prozessen und nutzt Übungen und Methoden, um zu leiten und bei Bedarf zu intervenieren.
- Erkennt und bewältigt Konflikte und setzt Deeskalationsmethoden angemessen ein.
- Kalkuliert die Aktivitäten der Jugendarbeit wirtschaftlich, erstellt Finanzpläne und erledigt finanzielle Aufgaben.
Maßnahmen
- Bildungsmarketing: Der Kurs wurde über einen Flyer und den Social Media Account der Landjugend Österreich beworben.
- Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgte nach intern festgelegten Kriterien. Es wurde auf ein ausgewogenes Verhältnis von Bäuerinnen und Bauern und Jugendlichen aus dem ländlichen Raum ohne landwirtschaftlichen Hintergrund geachtet.
- Durchführung von Modul 1 (32 Unterrichtseinheiten): Der Lehrgang A fand vom 17. bis 19. Februar 2023 in Kärnten und der Lehrgang B vom 10. bis 12. Februar 2023 in Salzburg statt. Die Inhalte der Module sind: sicheres Auftreten, Profil und Professionalität, visuelle Gestaltung – mit Flipcharts, Karten etc.
- Durchführung von Modul 2 (32 Unterrichtseinheiten): Lehrgang A wurde vom 24. bis 26. März 2023 in Niederösterreich und Lehrgang B vom 17. bis 19. März 2023 in Tirol durchgeführt. Die Inhalte der Module sind: kreative und innovative Ideen für Projekte finden und Projektrealisierung.
- Modul 3 (72 Unterrichtseinheiten): Selbstlernmodul, in dem ein Projekt mit einem selbst zusammengestellten Projektteam realisiert wird. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden bei der Umsetzung vom Sekretariat der Landjugend Österreich betreut. Im Rahmen der verpflichtenden Treffen müssen sie ein Update zum Projekt abgeben und ihre bisherigen Aktivitäten reflektieren.
- Durchführung von Modul 4 (48 Unterrichtseinheiten): Der Lehrgang A fand vom 28. September bis 1. Oktober 2023 in der Steiermark und der Lehrgang B vom 05. bis 08. Oktober 2023 in Oberösterreich statt. Die Inhalte der Module sind: Motivieren und Mobilisieren von Teams mit Menschenführung, Souveränität in Konfliktsituationen und die Abschlusspräsentation des durchgeführten Projektes.
- Projektprämierung: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können mit ihren Projekten am bundesweiten Projektwettbewerb der Landjugend Österreich teilnehmen. Die Jury besteht aus Geschäftsstellenmitarbeiter:innen der Landesorganisationen sowie Stakeholdern aus Politik, Banken, Landwirtschaft und Industrie. Ziel ist es, den Stakeholdern die Innovationskraft junger Menschen im ländlichen Raum zu demonstrieren. Die Übergabe des Preises für das beste Projekt fand am 18. November in Tirol statt. Alle eingereichten Projekte wurden mit dem Projektteam zu dieser Veranstaltung eingeladen und erhielten ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am Lehrgang. Darüber hinaus erhalten alle ausgezeichneten Projekte eine Gold-, Silber- oder Bronzemedaille.
- Nachberichterstattung: Im Zuge der Berichterstattung werden die internen Medien der Landjugend Österreich (Landjugend-Printmagazin mit 63.000 Ausgaben und 250.000 Lesern, Facebook 11.500 Follower, Instagram 10.400 Follower) sowie Presseaussendungen an Medienvertreter:innen versandt.
Ergebnisse und Wirkungen
Wirkungen quantitativ:
- Jedes Jahr nehmen 30 Jugendliche an dem Lehrgang teil. Bei der Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer achtet die Landjugend Österreich auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis.
- Der Lehrgang hat eine so nachhaltige Wirkung auf die Jugendlichen im ländlichen Raum, dass jedes Jahr rund 300 Projekte in den Gemeinden oder auf den Höfen von den Absolventen umgesetzt oder mit initiiert werden.
Wirkungen qualitativ:
- Gesellschaftlicher Nutzen: Die Jugendlichen werden durch die Ausbildung resilient und können auf Veränderungen des Marktes, der Umwelt oder der Produktionsbedingungen handlungsorientiert reagieren.
- Junge Menschen im ländlichen Raum werden darauf vorbereitet, Verantwortung für die Verbesserung der Lebensbedingungen im ländlichen Raum zu übernehmen. Das kommt dem Staat und den Gemeinden zugute, denn es entstehen mündige Bürger.
- Junge Menschen, die nicht Landwirtin oder Landwirt sind und an diesem Lehrgang teilnehmen, sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Durch die Projektdurchführung lernen sie, selbstständig zu arbeiten und Teams zu leiten. Im Rahmen der Anfrage von Kooperationspartner:innen lernen sie potenzielle Unternehmen vor Ort kennen. Nicht selten mündet die Zusammenarbeit in einen Arbeitsvertrag.
Durch den Lehrgang schärfen die Junglandwirtinnen und Junglandwirte ihr wirtschaftliches Bewusstsein und können mit innovativen Projekten belastbarer auf die Anforderungen des Marktes reagieren. In Summe werden die jungen Landwirtinnen und Landwirte wettbewerbsfähiger.
Mehrwert durch Vernetzung
Das Projekt wurde von der Landjugend Österreich initiiert. Mit folgenden Partnern wird zusammengearbeitet:
- Landwirtschaftskammer
- Landwirtschaftsministerium
- Landtechnikunternehmen (Pöttinger)
- Österreichische Lagerhaus-Genossenschaften
- Maschinenring
- Österreichische Hagelversicherung
- RaiffeisenClub
Die Unternehmen und Banken haben die Landjugend Österreich überwiegend mit finanziellen Mitteln unterstützt, sodass das Vorhaben umgesetzt werden konnte. Die Landjugend Österreich ist eine Non-Profit-Organisation und von externer Finanzierung angewiesen. Die finanzielle Situation der Teilnehmerinnen und Teilnehmern soll keine Rolle spielen und jede/r soll am Lehrgang teilnehmen können.
Die Landwirtschaftskammer unterstützte die Landjugend Österreich durch die Bereitstellung von Personal für die Betreuung der Teilnehmerinnen und Trainer.
Das Landwirtschaftsministerium hat den Lehrgang inhaltlich weiterentwickelt und Mittel aus der GAP für die Durchführung des Lehrgangs zur Verfügung gestellt.
Synergien werden nicht nur auf Projektebene geschaffen, sondern auch in den lokalen Projekten, die im Rahmen des Lehrgangs durchgeführt werden. Die Jugendlichen lernen, wie sie den Kontakt zu den Akteurinnen und Akteuren herstellen und pflegen können. Ziel ist es, auf die Bedürfnisse der lokalen Gegebenheiten einzugehen und zu versuchen, unter Beteiligung möglichst vieler Akteurinnen und Akteure Verbesserungen zu erzielen.
Innovation
Die Teilnehmenden lernen Kreativitätstechniken, so dass sie während des Kurses innovative Problemlösungsfähigkeiten erwerben. Sie können diese neuen Fähigkeiten sofort erproben, indem sie sie in einer realen Projektumgebung anwenden.
Bei der Bewertung der Projekte im Rahmen der Projektprämierung ist es für die Jury wichtig, dass die Projekte einen starken innovativen Charakter aufweisen. Von der Gesamtpunktzahl für den Projektpreis wurden 10 Punkte für die Kategorie Innovation in den folgenden Fragen vergeben: Wie innovativ ist die Projektidee? Wie kreativ wird das Projekt umgesetzt? Was war der Anlass für das Projekt? Weist das Projekt ein regionales Alleinstellungsmerkmal auf?
Einbeziehung junger Menschen
Der gesamte Lehrgang richtet sich an junge Menschen in ländlichen Gebieten bis zum Alter von 35 Jahren. Personen, die älter sind, können nicht teilnehmen. Da die Fortbildung von der Landjugend Österreich organisiert wird, deren Vorstand auch aus jungen Freiwilligen bis 35 Jahren besteht, wurde dieser Kurs bedürfnisorientiert von jungen Menschen für junge Menschen entwickelt.
Einbeziehung von Frauen
Seit 1966 werden die Geschicke der Landjugend Österreich von einer Frau und einem Mann geleitet. Diese Doppelspitze zieht sich durch alle Ebenen der Landjugendstruktur. Angefangen bei den Ortsgruppen, über die Bezirksgruppen bis hin zu den Landesorganisationen und auf Bundesebene. Die weiblichen und männlichen Leiter haben in allen Belangen die gleichen Entscheidungsbefugnisse. Diese Tatsache führt dazu, dass heute 49 % der Mitglieder weiblich sind. Diese fast ausgeglichene Geschlechterparität ist auch in diesem Lehrgang sichtbar.
Die wichtigsten Lernerfahrungen
- Positive Ausstrahlung: Jugendliche, die ein Projekt durchführen, sind von der Selbstwahrnehmung und den Rückmeldungen aus ihrem sozialen Umfeld so begeistert, dass die meisten im Folgejahr weitere Projekte durchführen. So werden in Österreich jedes Jahr über 300 Projekte umgesetzt.
- Reputation: Das Training hat einen guten Ruf. Das bedeutet, dass wenig Marketing für den Lehrgang nötig ist. Die Anmeldungen übersteigen die Kursplätze.
- Junge Menschen werden zu einer treibenden Kraft im ländlichen Raum. Durch ihre Ausbildung machen sie Österreichs ländlichen Raum und seine Betriebe fit für die Zukunft und verfolgen ein positives Zukunftsbild.
Übertragbarkeit
Der Lehrgang kann auch in anderen Ländern durchgeführt werden, indem man den bestehenden und gut entwickelten Lehrplan verwendet. Es muss lediglich eine geeignete Trainerin oder ein geeigneter Trainer gefunden und die Unterlagen übersetzt werden.
Synergien mit anderen EU-Politiken
Trägt dieses Projekt zu den Zielen anderer europäischer und internationaler Politiken bei?
☒ JA ☐ NEIN
Falls ja, zu welchen?
☐ Europäischer Grüner Deal
☒ Langzeitvision für ländliche Gebiete in Europa bis 2040 (EU Long Term Vision)
☐ EU Biodiversitätsstrategie 2030
☒ Vom Hof auf den Tisch (Farm to Fork Strategie)
☐ EU Digitalisierungsstrategie
☐ EU KMU-Strategie
☒ EU Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter
☒ UN-Nachhaltigkeitsziele SDG
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