Case Study: Bildungs- und Informationsinitiative Lebensqualität Bauernhof
Allgemeine Informationen
Projektlaufzeit (Start- und Enddatum) | 01/22 – 12/23 |
Projektregion | österreichweit |
Förderperiode | LE 14-20 |
Maßnahme im GAP-Strategieplan | VHA 1.1.1, 1.2.1 |
Finanzierung in Euro
Gesamtprojektkosten (i)+(ii)+(iii) | 204.601,92 € |
+ (i) GAP Strategieplan | 195.654,89 € |
+ (ii) Private und Eigenmittel | 8.947,03 € |
+ (iii) Andere Finanzquellen | – |
Kurzbeschreibung
Eine gute Lebensqualität ist eine entscheidende Grundlage für den land- und forstwirtschaftlichen Betriebserfolg. „Lebensqualität Bauernhof“ setzt sich dafür ein, die psychosoziale Lebensqualität der Bäuerinnen und Bauern langfristig zu sichern. Durch hochwertige Bildungs- und Informationsangebote stärkt das Projekt die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und verbessert die psychische Gesundheit der Menschen auf dem Hof.
Die Ziele sind die Entwicklung und Durchführung präventiver Maßnahmen sowie die aktive Unterstützung von Landwirtinnen und Landwirten bei der Bewältigung von Herausforderungen sowie bei der Verbesserung ihrer Lebensqualität. Durch die Stärkung von generationenübergreifendem Zusammenleben trägt „Lebensqualität Bauernhof“ maßgeblich zum langfristigen Erhalt der kleinstrukturierten Landwirtschaft bei.
Die Zielgruppe sind Bäuerinnen und Bauern sowie alle Menschen, die am Hof leben und mitarbeiten.
Was macht dieses Projekt besonders nachahmenswert?
- Ganzheitlicher Ansatz: Das Projekt „Lebensqualität Bauernhof“ integriert Bildungsangebote, psychosoziale Beratung und das Bäuerliche Sorgentelefon, um umfassend auf die Bedürfnisse der Bäuerinnen und Bauern einzugehen. Diese Vernetzung ermöglicht eine breite Unterstützung in den Bereichen mentale Gesundheit, Konfliktlösung und Work-Life-Balance.
- Niederschwellige und praxisorientierte Angebote: Mit dem Bäuerlichen Sorgentelefon und den praxisnahen Workshops und Seminaren bietet das Projekt leicht zugängliche und konkrete Hilfestellungen. Diese Maßnahmen sind direkt auf die Bedürfnisse der Landwirtinnen und Landwirte und ihrer Familien zugeschnitten und erleichtern die praktische Umsetzung im Alltag.
- Förderung von Toleranz und Dialog: Die Vortragsserie und Öffentlichkeitsarbeit fördern das Verständnis und den Austausch zwischen Landwirtinnen und Landwirten, Konsumentinnen und Konsumenten und der umliegenden Bevölkerung. Durch den konstruktiven Dialog und das Bewusstsein für Vielfalt stärkt das Projekt die gesellschaftliche Akzeptanz und das Zusammenleben, was entscheidend für den langfristigen Erhalt der kleinstrukturierten Landwirtschaft ist.
Warum war es wichtig, dieses Projekt umzusetzen (Kontext)
Hohe unternehmerische Arbeitsleistungen, Zukunftsängste, Generationenkonflikte und der große Druck, den steigenden Anforderungen von Markt beziehungsweise Gesellschaft gerecht zu werden, gehören zum Alltag auf den land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Diese Belastungen wirken sich häufig auf die psychische Gesundheit und das mentale Wohlbefinden der Bäuerinnen und Bauern aus. Insbesondere im ländlichen Raum sind psychosoziale Probleme und persönliche Krisen nach wie vor ein Tabuthema und oftmals schambehaftet.
Ein wesentlicher Bestandteil von „Lebensqualität Bauernhof“ ist es, Menschen dahingehend zu schulen und weiterzubilden, dass diese ihre persönliche Widerstandsfähigkeit steigern können. Auch Strategien zur konkreten Konfliktlösung stehen im Mittelpunkt. So werden psychosoziale Themen aus dem bäuerlichen Lebens- beziehungsweise Arbeitsalltag laufend zu neuen, bedarfsorientieren Bildungsangeboten geformt und vor Ort in den Ländlichen Fortbildungsinstituten der Bundesländer angeboten. Die Fülle an verschiedensten Vorträgen, Seminaren und Workshops fördert die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, steigert die Lebensqualität und gibt wertvolle Hilfestellungen auf dem persönlichen Lebensweg.
Ziele
- eine bundesweite Abstimmung und einheitliche Entwicklung der Bildungs- und Informationsprodukte
- gemeinsame Entwicklung sowie die Nutzung von Synergieeffekten
- Stärkung der bäuerlichen Familie in allen Lebens- und Betriebssituationen durch
- Bäuerliches Sorgentelefon
- Psychosoziale Unterstützung
- Präventive Bildungsangebote wie Vorträge, Workshops, Seminare et cetera
- Das Projekt schärft das Bewusstsein für psychosoziale Gesundheitsprobleme in der Land- und Forstwirtschaft und baut stigmatisierende Barrieren ab
Maßnahmen
- Bäuerliches Sorgentelefon: Niederschwellige Anlaufstelle für Bäuerinnen und Bauern bei Problemen, mit geschulten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern für Themen wie Generationenkonflikte und Hofübergaben.
- Vortragsserie „Brücken bauen, statt Gräben graben“: Förderung von Toleranz und Verständnis zwischen Landwirtinnen und Landwirten und Konsumentinnen und Konsumenten sowie der umliegenden Bevölkerung, um konstruktive Dialoge zu ermöglichen.
- Seminar „… und wo bleibt die Lebensqualität?“ für Arbeitskreise: Verbesserung der Lebensqualität durch Förderung eines guten zwischenmenschlichen Klimas, Partnerschaftlichkeit und der Organisation gemeinsamer Arbeit.
- Workshop-Serie „Wie nutze ich meine Ressourcen?“: Stärkung der Resilienz durch Werkzeuge und Strategien.
- Seminare für junge Paare: Unterstützung junger Paare bei der Stärkung ihrer Partnerschaft und der Zusammenarbeit auf dem Hof, mit Fokus auf Rollendefinition und Konfliktlösung.
- Workshops und Schwerpunktwoche „Anders und gut so“: Die Perspektive auf das Leben neu entdecken sowie die Auseinandersetzung mit sich selbst und einem guten Miteinander. Der Fokus liegt auf „Vielfalt“ in Bezug auf Alter, Geschlecht, Religion, et cetera
- Öffentlichkeitsarbeit: Umfasst Presseberichte, Artikel in agrarischen Zeitungen und Magazinen, Neuauflagen von Imagefoldern, Beiträge in den sozialen Medien und den Podcast „Lebensqualität Bauernhof – dem Leben Qualität geben“, um das Bewusstsein für Vielfalt in der Landwirtschaft zu stärken.
Ergebnisse und Wirkungen
Wirkungen quantitativ:
- Steigerung der Anrufe am Bäuerlichen Sorgentelefon: 2022: 534 Anrufe, 2023: 633 Anrufe
- Steigerung der Reichweite in den sozialen Medien
Wirkungen qualitativ:
- Sehr positives Feedback zu den Bildungsangeboten
- Vermehrte Präsenz in den sozialen Medien
- Siegerprojekt 2022 “Land.Voraus!”
- Explizite Erwähnung im Entschließungsantrag des österreichischen Nationalrates zur Stärkung der psychosozialen Unterstützung für Bäuerinnen und Bauern im Sommer 2023
- Laufende Steigerung des Bewusstseins in der Landwirtschaft für die psychosoziale Gesundheit.
Mehrwert durch Vernetzung
Vernetzung ist ein zentraler Faktor im Projekt. Die Zusammenarbeit über die Bundesländer und mit anderen Organisationen, die im psychosozialen Bereich tätig sind, tragen zu einem erweiterten Wirkungsfeld und zielgerichtete Unterstützungsangeboten bei. Der Erfahrungsaustausch ist ein wichtiger Punkt für die Erarbeitung neuer Bildungsprodukte.
Durch Vernetzung mit anderen Institutionen kann an unterschiedlichen Stellschrauben gedreht werden. Zum Beispiel hat der Entschließungsantrag des österreichischen Nationalrates zur Stärkung der psychosozialen Unterstützung für Bäuerinnen und Bauern im Sommer 2023 die (mediale) Verbreitung des Projektes gefördert.
Eine Zusammenarbeit mit diversen Expertinnen und Experten in relevanten Themen für den landwirtschaftlichen Kontext erweitert auch den Zugang zu den Bäuerinnen und Bauern.
Einbeziehung von jungen Menschen
Durch die vermehrte Präsenz in den sozialen Medien sowie der Veröffentlichung des Podcasts konnten auch vermehrt junge Menschen angesprochen und für das Thema sensibilisiert werden. Das Paar-Seminar wurde explizit für junge Paare angeboten.
Einbeziehung von Frauen
Prinzipiell werden die Angebote von „Lebensqualität Bauernhof“ vermehrt von Frauen genutzt. Das zeigen die Zahlen am Sorgentelefon, in den Beratungen und bei den Seminarteilnehmenden. Es gibt laufend Bemühungen die Geschlechtergleichstellung zu erreichen. Die Schwerpunktsetzung zum Thema „Vielfalt“ diesem Projekt war ein weiterer Schritt in Richtung mehr Gleichstellung für alle.
Inklusion
Speziell durch die Workshops und Schwerpunktwoche im Rahmen von „Anders und gut so“ wurden die Bäuerinnen und Bauern für Vielfalt und Diversität in der Landwirtschaft sensibilisiert. Durch Workshops und Veranstaltungen soll die Akzeptanz gegenüber unterschiedlichen Lebensmodellen und -vorstellungen gefördert werden.
Generell wird im Projekt angeregt, die Perspektive auf das Leben sowie die Auseinandersetzung mit sich selbst und einem guten Miteinander neu zu entdecken.
Die wichtigsten Lernerfahrungen
Zu den positiven Erfahrungen zählen die hohe Motivation im österreichweiten Team, das gestiegene Bewusstsein für Vielfalt in der Landwirtschaft sowie das starke Interesse von Bäuerinnen und Bauern an dem Podcast und die erhöhte Interaktion in den sozialen Medien. Diese Resonanz zeigt, dass das Projekt auf ein wichtiges Bedürfnis innerhalb der Zielgruppe trifft und einen relevanten Beitrag leistet. Dennoch besteht weiterhin Bedarf an intensiverer Bewusstseinsbildung innerhalb und außerhalb der Zielgruppe.
Wichtige Erkenntnisse aus der Projektabwicklung sind, dass Projekte flexibel und agil sein müssen, um kurzfristig auf Bedarfe reagieren zu können. Die Notwendigkeit einer schnellen Anpassung der Projektstrategie wurde deutlich, um den sich ständig verändernden Anforderungen gerecht zu werden. Eine angemessene Ressourcenverfügbarkeit und -einteilung ist unerlässlich, um den Projektzielen gerecht zu werden und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Zudem ist es wichtig ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem (inklusive strukturiertes Ablagesystem sowie eine gute Dokumentation der umgesetzten Projektinhalte) etabliert zu haben, um die Kontinuität und Qualität des Projekts auch bei unvorhergesehenen Herausforderungen nachhaltig zu sichern.
Übertragbarkeit
Die Übertragbarkeit ist gegeben. Laufend werden auch Landesprojekte zu „Lebensqualität Bauernhof“ durchgeführt. Zudem werden die im Bundesprojekt konzipierten Bildungsformate in den einzelnen Bundesländern umgesetzt.
Es gibt international ähnliche Projekte zu dem Thema. Die Bundesländer in Österreich setzen jeweils eigenständige Länderprojekte zu „Lebensqualität Bauernhof“ um.
Synergien mit anderen EU-Politiken
Trägt dieses Projekt zu den Zielen anderer europäischer und internationaler Politiken bei?
☒ JA ☐ NEIN
Falls ja, zu welchen?
☐ Europäischer Grüner Deal
☒ Langzeitvision für ländliche Gebiete in Europa bis 2040 (EU Long Term Vision)
☐ EU Biodiversitätsstrategie 2030
☐ Vom Hof auf den Tisch (Farm to Fork Strategie)
☐ EU Digitalisierungsstrategie
☐ EU KMU-Strategie
☒ EU Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter
☒ UN-Nachhaltigkeitsziele SDG