Case Study: Boden.Biodiversität – Entwicklung neuer Anbauverfahren

Allgemeine Informationen

Projektlaufzeit (Start- und Enddatum) 01/22 – 12/24
Projektregion Niederösterreich
Lokale Aktionsgruppe ARGE Boden.Biodiversität
Förderperiode LE 14-20
Maßnahme im GAP-Strategieplan VHA 16.01.1

Finanzierung in Euro

Gesamtprojektkosten (i)+(ii)+(iii) = 437.529,80 €
   + (i) GAP Strategieplan 100 %
   + (ii) Private und Eigenmittel
   + (iii) Andere Finanzquellen

Kurzbeschreibung

Im Ackerbau gibt es einen langfristigen marktbedingten Trend zur Vereinfachung von Fruchtfolgen. Derzeit dominieren im Ackerland wenige Kulturarten. So nehmen etwa Winterweizen, Wintergerste und Körnermais etwa 43 Prozent der Ackerfläche in Österreich ein (Grüner Bericht 2020). Studien zeigen jedoch, dass eine hohe Ertrags-Resilienz im Ackerbau gegenüber negativen Umwelteinflüssen, die durch den Klimawandel zunehmen (Hitze, Trockenheit, Starkregen), durch vielfältige Nutzpflanzensysteme gefördert wird. Darüber kann auch die Einkommensstabilität in Ackerbaubetrieben durch vielfältige Anbausysteme verbessert werden. Dementsprechend würden innovative und praxistaugliche Ansätze zur Erhöhung der Pflanzenvielfalt in standortangepassten Fruchtfolgen einen Beitrag zur Stabilität der Nutzpflanzenproduktion leisten. Ein wesentlicher Grund für die hohen Potentiale biodiverser Ackerbausysteme liegt im Zusammenhang von Pflanzendiversität, mikrobieller Diversität im Boden und Bodenfruchtbarkeit. Vielfältige Ackerbausysteme erhöhen durch eine höhere Pflanzenartenzahl die Menge (mikrobielle Biomasse), Anzahl und Vielfalt an Boden(mikro)organismen sowie wichtige Ökosystemleistungen des Bodens wie Kohlenstoff-Bindung und weitgehend geschlossene Nährstoffkreisläufe. Bisher gibt es jedoch noch unzureichende Kenntnisse zur praktischen Implementierung von Anbausystemen, mit denen gezielt die Biodiversität im Boden gefördert werden kann sowie zu den on-farm Potenzialen in der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit durch die Umsetzung biodiverser Anbausysteme. Durch die Integration von innovativen Praxisbetrieben aus dem Verein Boden.Leben mit angewandter und Grundlagenforschung soll diese Lücke durch das Projekt „Boden.Biodiversität – Entwicklung neuer Anbauverfahren zur Sicherung der mikrobiellen Diversität im Boden und ihrer Funktionen für einen klimafitten und ressourceneffizienten Ackerbau“ geschlossen werden, um damit Biodiversität und Bodengesundheit in der österreichischen Landwirtschaft weiter zu optimieren.

Was macht dieses Projekt besonders nachahmenswert?

Das Projekt Boden.Biodiversität soll aufzeigen, dass Landwirtinnen und Landwirte mit einfachen Maßnahmen die Bodenfruchtbarkeit auf ihren Flächen verbessern können. Es stellt Landwirtinnen und Landwirten sowie Beraterinnen und Beratern eine Datengrundlage zur Verfügung, die sie über die Möglichkeiten zur Förderung der Biodiversität im Boden informiert.

Warum war es wichtig, dieses Projekt umzusetzen (Kontext)

Die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) nach 2020 setzt sich zahlreiche spezifische Ziele: einen Beitrag zu Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, die Förderung der nachhaltigen Entwicklung und der effizienten Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, sowie einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität, Verbesserung von Ökosystemleistungen und Erhaltung von Lebensräumen und Landschaften (Europäische Kommission: Die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2020. Umweltnutzen und Vereinfachungen).

Während die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit stark auf die „oberirdische Vielfalt“ (Pflanzen, Insekten, Säugetiere) gerichtet ist, weisen Wissenschaftler vermehrt darauf hin, dass die Diversität „im Untergrund“ Grundlage der Multifunktionalität und Leistungsfähigkeit von Ökosystemen ist. So hat zum Beispiel die FAO – die Food and Agriculture Organization of the United Nations – im Jahr 2020 ein Studie zur Boden-Biodiversität veröffentlicht (Originaltitel „State of knowledge of soil biodiversity – Status, challenges and potentialities”. Bardgett und van der Putten haben bereits im Jahr 2014 einen Artikel mit dem Titel “Belowground biodiversity and ecosystem functioning” im renommierten Journal Nature veröffentlicht. (Nature 515, 505–511). Um die Diversität im Boden zu verbessern, sind Systeme mit lange aktiv wachsenden Pflanzen und hoher Artenvielfalt notwendig. Das Projekt Boden.Biodiversität zeigt dezu Lösungmöglichkeiten als standortangepasste, praxistaugliche Maßnahmen auf.

Ziele

Im Projekt „Boden.Biodiversität“ werden neue Nutzpflanzensysteme mit erhöhter Pflanzendiversität entwickelt und untersucht, mit dem Ziel die Diversität im Boden zu fördern und dadurch Bodengesundheit und –fruchbarkeit zu verbessern. Dementsprechend trägt das Projekt zur „Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt“ bei. Durch den Zusammenhang von Biodiversität im Boden und Ökosystemfunktionen, trägt das Projekt zu einer ressourceneffizienten Landwirtschaft bei, insbesondere zur Förderung der Kohlenstoffspeicherung in der Landwirtschaft sowie, über die Verbesserung der Bodenstruktur, zur Förderung der Wassernutzungseffizienz und der Verhinderung der Bodenerosion.

Maßnahmen

Maßnahmen im Projekt:

  • Vergleiche von Maßnahmen zur Förderung des Bodenlebens mit standorttypischen Ackerbauverfahren
  • Diversität im Anbausystem schaffen durch Zwischenfrüchte, Untersaaten und Fruchtfolgen
Beteiligte Stakeholder und ihre Rollen

Am Projekt Boden.Biodiversität sind folgende Institutionen beteiligt

  • Landwirtschaftskammer Niederösterreich
  • Verein Boden.Leben
  • Verein Landimpulse
  • Austrian Institute of Technology
  • Universität für Bodenkultur
  • Josephinum Research
Ergebnisse und Wirkungen

Wirkungen quantitativ:

Das Projekt Boden.Biodiversität ist noch nicht abgeschlossen, endgültige Zahlen liegen noch nicht vor, um die Wirkung quantitativ beschreiben zu können. Erwartet werden messbare Unterschiede in der Artenvielfalt in Ackerböden mit unterschiedlicher Bewirtschaftung.

Wirkungen qualitativ:

Eine Wirkung des Projekts Boden.Biodiversität ist die Verbesserung der Bearbeitbarkeit der Böden durch Landwirtinnen und Landwirte.

Mehrwert durch Vernetzung

Im Projekt Boden.Biodiversität wurden Feldtage veranstaltet, bei denen Personen aus Praxis, Beratung und Wissenschaft und Forschung die Möglichkeit zur Vernetzung nutzten.

Das Netzwerk, das im Projekt Boden.Biodiversität entstanden ist, ist eine wertvolle Basis für Personen aus Praxis, Wissenschaft und Beratung für weitere Zusammenarbeitung und nachfolgende Projekte.

Innovation

Die Feldtage sind ein innovatives Veranstaltungsformat mit einem passenden Rahmen, in dem sich Personen aus Praxis, Wissenschaft und Beratung zu den relevanten Themen austauschen konnten. Die Feldtage trugen wesentlich zum Projekterfolg von Boden.Biodiversität bei.

Übertragbarkeit

Das Projekt Boden.Biodiversität lässt sich gut auf andere Regionen übertragen, da die Untersuchungsmethoden und Maßnahmen für die landwirtschaftlichen Betriebe so entwickelt wurden, dass sie auf den jeweiligen Standort adaptiert werden können.

Und wurde das Projekt bereits kopiert? In der Region, in Österreich oder international?

Bisher ist nicht bekannt, dass das Projekt Boden.Biodiversität kopiert worden ist.

Einbeziehung junger Menschen

Im Projekt Boden.Biodiversität wurden neben klassischen Medien vermehrt auf die sogenannten neuen Medien gesetzt. Die Kommunikation über Instagram, Youtube und Facebook ermöglichte auch die starke Einbindung junger Menschen. Sie wurden einerseits auf die inhaltlichen Themen aufmerksam gemacht als auch auf die Veranstaltungen und zur Teilnahme an den Feldtagen eingeladen.

Synergien mit anderen EU-Politiken

Trägt dieses Projekt zu den Zielen anderer europäischer und internationaler Politiken bei?

Ja, das Projekt Boden.Biodiversität trägt bei zu

  • Europäischer Green Deal
  • EU Biodiversitätsstrategie 2030
  • Vom Hof auf den Tisch (Farm to Fork Strategie)
Links
Zwei Hände halten ein Stück Ackerboden.
Projekt Boden.Biodiversität. (c) ARGE Boden.Biodiversität