Case Study: Cluster Digitalisierung in der Landwirtschaft 2023-2024

Allgemeine Informationen

Projektlaufzeit (Start- und Enddatum) 01/2023 – 10/2024
Projektregion österreichweit
Förderperiode LE 14-20
Maßnahme im GAP-Strategieplan 16.10.1 Cluster

Finanzierung in Euro

Gesamtprojektkosten (i)+(ii)+(iii) = 1.562.240,29 €
   + (i) GAP Strategieplan 1.249.792,23 €
   + (ii) Private und Eigenmittel     312.448,06 €
   + (iii) Andere Finanzquellen

Kurzbeschreibung

Der Cluster Digitalisierung in der Landwirtschaft 2023-24 beinhaltete zwei operative Projekte: „Innovation Farm – Farming For Future“ und „Zusammenführung von betrieblichen und geografischen Daten für die Beratung“.

Das Projekt „Innovation Farm“ sorgt dafür, dass neueste Entwicklungen möglichst rasch in der landwirtschaftlichen Praxis bekannt werden. An Standorten in Wieselburg, Raumberg-Gumpenstein und Mold sowie in weiteren 20 Pilot- und Demonstrationsbetrieben werden digitale Technologien, Trends und Entwicklungen im Ackerbau, Grünland und in der Innenwirtschaft erprobt und umgesetzt. Das Wissen der wichtigsten Akteure im Bereich der neuen Technologien in der Landwirtschaft – Forschungseinrichtungen, Interessenvertretung, Bildungseinrichtungen, Landtechnik- und Stallbaufirmen – wird dafür praxistauglich gebündelt. So gibt es beispielsweise Projekte für die teilflächenspezifische Düngung, den sensorgesteuerten Pflanzenschutz, die mechanische Beikrautregulierung mit Robotern, das Fütterungsmanagement, die Überwachung des Tierverhaltens und der Tiergesundheit mittels Sensoren oder die Automatisierung von Traktorenfunktionen.

Über die eingebundenen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen wird das generierte Wissen schnell in die Praxis gebracht. Neben landwirtschaftlichen Betrieben adressiert das Projekt „Innovation Farm“ auch Beratungseinrichtungen sowie Landtechnik- und Softwarehersteller.

Im Projekt „Zusammenführung von betrieblichen und geografischen Daten für die Beratung“ wurde aufbauend auf dem bereits erarbeiteten Prototyp eines „LK-GIS“ (Landwirtschaftskammer-Geoinformationssystem) diese digitale Beratungsanwendung zu einem bundesweit einsetzbaren Standard-Beratungstool ausgebaut. Neben der eigentlichen IT-Entwicklung, bei der die Integration und die Verschneidung von einzelbetrieblichen (Antrags-)Daten mit öffentlich verfügbaren OGD-Daten im Zentrum steht, wird auf die Ausrollung und institutionelle Einführung des GIS-Tools in den Beratungsalltag der Landwirtschaftskammern besonderen Wert gelegt. Zudem arbeitet die AGES an einer erhöhten Maschinenlesbarkeit des Pflanzenschutzmittelregisters sowie an einer verbesserten Anwendbarkeit durch Erklärvideos.

Im Cluster wird ebenso wie im Vorgängerprojekt ein weites Themenfeld des Megatrends Digitalisierung und dessen Auswirkungen auf die Landwirtschaft behandelt: Dieses reicht von der Bewertung einzelner Technologien in der Urproduktion hinsichtlich Funktionsfähigkeit, Nutzen und ökologischer Aspekte über die smarte Nutzung verschiedenster Datenquellen zum Gewinn neuer Erkenntnisse für die landwirtschaftliche Betriebsberatung sowie die Aus- und Weiterbildung für österreichische Landwirtinnen und Landwirte. Auch ökonomische und rechtliche Aspekte sowie verwaltungsbezogene Themen, wie etwa die verbesserte Darstellung gesetzlicher und förderrechtlicher Regelungen werden behandelt. Das Konsortium garantiert die Bündelung der Kompetenzen zentraler Akteure der österreichischen Agrarwirtschaft. Weiters werden als externe Partnerinnen und Partner neben dem Maschinenring Österreich auch Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Außen-und Innenmechanisierung, Agrarsoftware, Umwelttechnik, Betriebsmittelhandel und angewandter Forschung eingebunden. Ein besonderer Fokus liegt auch auf der Vernetzung der einzelnen Akteure.

Was macht dieses Projekt besonders nachahmenswert?
  • Anwender- und nutzenorientierte Digitalisierung
  • AKIS-Ansatz: Synergien durch Zusammenarbeit
  • Nachfrageorientierung
Warum war es wichtig, dieses Projekt umzusetzen (Kontext)

Der Umgang mit dem Megatrend „Digitalisierung“ und dessen Auswirkungen auf unsere Lebens- Wirtschafts- und Arbeitswelt beschäftigt den Agrarsektor ebenso wie die gesamte Gesellschaft. Die Anstrengungen zur Digitalisierung in der Landwirtschaft auf Europäischer Ebene stiegen in den vergangenen Jahren nochmals deutlich an. Zahlreiche große EU-Projekte und Förderprogramme widmen sich intensiv dem Thema. Die Europäische Kommission sieht in der Digitalisierung eine große Chance zur Erhöhung der Effizienz und Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion. Um die Aktivitäten und Maßnahmen der EU-Mitgliedstaaten zu monitoren, veröffentlicht die Europäische Kommission jährlich den „Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft“, der anhand ausgewählter Indikatoren den Erfolg nationaler Digitalpolitiken darstellt. Österreich rangiert dabei an 10. Stelle. Auch wenn Österreich im Bereich Humankapital ein überdurchschnittliches Ergebnis attestiert wird, ist es von dem Ziel, „Österreich als digitale Innovationsregion zu positionieren“, noch weit entfernt. Umso wichtiger ist es, mit dieser hochdynamischen Entwicklung in Österreich Schritt zu halten und die Anstrengungen zur Umsetzung der Digitalisierung weiter zu erhöhen. Im Bereich der österreichischen Landwirtschaft konnten durch eine Vielzahl an Initiativen in den vergangenen Jahren wertvolle Akzente gesetzt werden, um den digitalen Wandel vor allem im Sinne der heimischen Lebensmittelproduktion zu gestalten.

Ziele
  • Identifikation des Nutzens ausgewählter digitaler Technologien
  • Sensibilisierung, Bewusstseinsbildung, Wissenstransfer und Kompetenzvermittlung für Landwirtinnen und Landwirte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
  • Schaffung von konkreten Anwendungen im Kontext der Beratung auf Basis von Geoinformationssystemen
  • Die gewonnenen Erfahrungen über den Einsatz einer neuen Technologie, insbesondere allfällige Schwächen oder Probleme, Mängel bei der Bedienerfreundlichkeit oder Schnittstellenprobleme sollen erfasst und an die Herstellerfirmen rückgemeldet werden.
  • Die Beurteilung ökologischer Auswirkungen soll ebenfalls anhand ausgewählter Use Cases erfolgen.
Maßnahmen
  • Identifikation neuer Technologien, Problem- und Themenstellungen
  • Bedarfsanalyse mit Stakeholdern aus Beratung, Industrie und Verwaltung
  • Erstellung von Use Case-Beschreibungen inkl. Identifikation erforderlicher Partner
  • Einbettung der Use Cases in das Arbeitsprogramm der Innovation Farm bzw. in das Lastenheft des LK-GIS-Systems
  • Umsetzung der Maßnahmen und Aufbereitung der Ergebnisse
  • Wissenstransfer
Ergebnisse und Wirkungen

Wirkungen quantitativ:

  • Durchführung von mehr als 30 Use Cases zu neuen Technologien aus den Bereichen Boden, Düngung, Pflanzenschutz, Ernte, Grünland, Innenwirtschaft und Energiemanagement
  • Erstellung und Weiterentwicklung eines Bildungskataloges mit möglichen Innovation Farm-Bildungsangeboten mit 47 potenziellen Vorträgen, Webinaren, Kursen und Exkursionen
  • Durchführung von 13 Innovation Farm-Bildungsveranstaltungen über die Ländlichen Fortbildungsinstitute neben der Teilnahme an einer Vielzahl weiterer öffentlichkeitswirksamer Events
  • Bekanntmachung, Schulung und Weiterentwicklung des Beratungstools „LK-GIS“ in neun Landes-Landwirtschaftskammern und einer Vielzahl an Bezirksbauernkammern

Wirkungen qualitativ:

  • Weiterentwicklung der bundesweiten Zusammenarbeit zwischen Akteuren der digitalen Landwirtschaft in Österreich
  • Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung zur Bedeutung neuer Technologien durch breite, mediale Öffentlichkeitswirkung
  • Außerlandwirtschaftlicher Wissenstransfer zum Einsatz moderner Technologien in der österreichischen Landwirtschaft
  • Effizienzsteigerung in der landwirtschaftlichen Betriebsberatung mithilfe eines maßgeschneiderten GIS-Systems („LK-GIS“)
Mehrwert durch Vernetzung

Die Kooperation stellte ihre Arbeiten regelmäßig bei unterschiedlichen Gelegenheiten wie Veranstaltungen zum Thema Digitalisierung in der Landwirtschaft, BML-internen Gremien sowie Arbeitsgruppen innerhalb der Landwirtschaftskammern dar. Speziell zu nennen ist hier die „Plattform Digitalisierung in der Landwirtschaft“ des BML, bei der bei jeder Sitzung die aktuellen Themen der Kooperation vorgestellt wurden. Eine durch das BML bestellte Steuerungsgruppe stellt die Kommunikation mit dem BML sicher.

Darüber hinaus wurden die Aktivitäten bei einer Vielzahl an nationalen Veranstaltungen, Fachgremien und Messen vorgestellt, was zu einer sehr guten Vernetzung der Cluster-Projekte mit ähnlichen nationalen und internationalen Initiativen gesorgt hat.

Innovation

Einerseits beschäftigt er sich mit der Einführung innovativer digitaler Technologien in die österreichische Landwirtschaft sowie die landwirtschaftliche Betriebsberatung und bewertet hierfür die zur Auswahl stehenden Lösungen umfassend. Es kommt zur Generierung neuer Erkenntnisse sowie zur Anwendung gänzlich neuer Anwendungen sowohl in der Urproduktion als auch in der Wissensweitergabe. Digitalisierung ist per se als Innovationsprozess zu sehen, ohne Zweifel auch bei den gegenständlichen Umsetzungsprojekten.

Der zweite große Innovationsaspekt ist die Anwendung des Multi-Akteurs-Ansatzes bei der Zusammenarbeit, der auch sowohl von EU als auch nationalen Forschungsförderstellen (z. B. FFG) seit einigen Jahren besonders bei F&E-Projekten vermehrt zur Anwendung kommt. Dabei arbeiten in diesem Fall ExpertInnen aus den Bereichen Pflanzenbau, Tierhaltung, Land- und Verfahrenstechnik, Informationstechnologie, Betriebsführung, Umweltbewertung und -monitoring, Wissenschaft & Forschung, Recht, Beratung sowie Bildung zusammen. Dies führt zu gegenseitigen Inspirationen, Learnings, zu Know-How-Austausch und Wissensgenerierung, was in Projekten mit ein oder zwei Partnern aus derselben Disziplin nicht in der Form üblich ist.

Einbeziehung junger Menschen

Die Kooperation insbesondere mit der österreichischen Landjugend konnte immer wieder dazu genutzt werden, speziell die Zielgruppe junger Menschen im ländlichen Raum sowie in der Landwirtschaft zu erreichen. Unter anderem wurde der Bundesteil der Landjugend-Magazine dazu genutzt, die Innovation Farm bekannt zu machen und auf die Ergebnisse der Arbeiten hinzuweisen. Ebenso fanden sich Bildungsangebote in den Programmen der Landjugend-Bildungsprogramme wieder, und beim Erntedankfest bzw. 70-Jahr-Jubiläum der Landjugend Österreich steuerte die Innovation Farm einen Ausstellerstand mit ausgewählten Robotik-Technologien bei.

Einbeziehung von Frauen

Neben der Leitung eines Teilprojektes durch eine Projektleiterin und der Mitarbeit zahlreicher Frauen bei der Umsetzung der Teilprojekte wurden immer wieder Inhalte und Themen bei Verbänden und Plattformen präsentiert, die speziell Frauen adressieren. Dazu gehören beispielsweise Veranstaltungen der ARGE Bäuerinnen als größte Vereinigung von Frauen in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft.

Inklusion

Im Projekt wurde versucht, möglichst vielen interessierten Personen Zugang zu den Ergebnissen und dem generierten Wissen zu ermöglichen. Das Projekt unterscheidet dabei nicht zwischen Herkunft, Geschlecht, Alter oder anderen sozioökonomischen Faktoren. Der Cluster Digitalisierung in der Landwirtschaft bekennt sich zu Inklusion, Diversität und Offenheit.

Die wichtigsten Lernerfahrungen

Für die erfolgreiche Umsetzung dieses Kooperationsprojektes können drei wesentliche Kriterien genannt werden:

  1. Bedarfsorientierte Themenwahl und Zielgruppenorientierung
  2. Bereitschaft, mit anderen Akteuren zusammenzuarbeiten
  3. Gutes und professionelles Projektmanagement
Übertragbarkeit

Grundsätzlich bildet der Cluster Digitalisierung in der Landwirtschaft eine perfekte Umsetzung des AKIS-Ansatzes (Agricultural Knowledge and Innovation System), in dem Organisationen aus Forschung, Wirtschaft, Bildung, Beratung, Verwaltung sowie landwirtschaftliche Betriebe auf Augenhöhe zusammenarbeiten und ihre jeweiligen Kompetenzen ergänzend zueinander für die gemeinsame Zielerreichung einbringen. Dies ist durchaus auch auf andere Fachbereiche übertragbar. Gerade im Bereich der neuen Technologien eignet sich der Zusammenschluss zu solchen Kompetenzzentren besonders gut, da hier zum einen Spezialwissen erforderlich ist, das in nur wenigen Organisationen vorhanden ist, zum anderen Kosten bei investitionsintensiven Programmierarbeiten durch Skaleneffekte reduziert werden können.

Es gibt duchaus vergleichbare Aktuersnetzwekre im Bereich „Smart Farming“ auch in anderen Ländern, allerdings mit diverser Schwerpunktsetzung. Während im „Cluster Digitalisierung“ sehr stark der Wissenstransfer im Fokus steht, orientieren sich vergleichbare Initiativen und Netzwerke in anderen EU-Netzwerken an Forschung, Technologieentwicklung oder auch Start-Up-Förderung.

Synergien mit anderen EU-Politiken

Trägt dieses Projekt zu den Zielen anderer europäischer und internationaler Politiken bei?

☒ JA                    ☐ NEIN

Falls ja, zu welchen?

☒ Europäischer Grüner Deal

☐ Langzeitvision für ländliche Gebiete in Europa bis 2040 (EU Long Term Vision)

☐ EU Biodiversitätsstrategie 2030

☒ Vom Hof auf den Tisch (Farm to Fork Strategie)

☒ EU Digitalisierungsstrategie

☐ EU KMU-Strategie

☐ EU Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter

☐ UN-Nachhaltigkeitsziele SDG

Links
Gruppenfoto von ca. 20 Menschen in einem Besprechungsraum
©Cluster Digitalisierung in der Landwirtschaft