Nachbericht: Wiederkäuer als Schlüssel zur nachhaltigen Landnutzung
Die Wiederkäuerhaltung spielt eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft, insbesondere in Hinblick auf den Klimaschutz, die Biodiversitätserhaltung und die Nutzung nicht essbarer Biomasse. In einer Welt mit wachsender Bevölkerung und schwindenden Ressourcen wird diese Form der Tierhaltung zunehmend bedeutender, da sie Nahrung produziert, ohne in Konkurrenz zu menschlicher Ernährung zu treten. Die Online-Veranstaltung „Beitrag der Wiederkäuer für den Klima- und Naturschutz“ vom 11. Dezember 2024 thematisierte die Rolle der Wiederkäuerhaltung im Kontext von Klimaschutz, Biodiversitätserhalt und nachhaltiger Landwirtschaft.
Wiederkäuer und ihre Rolle im Klima- und Naturschutz
Betont wurde die Wichtigkeit von Wiederkäuern, da sie nicht essbare Biomasse, wie sie beispielsweise auf Grünlandflächen oder als Nebenprodukt der pflanzlichen Nahrungsmittelproduktion anfällt, verwerten können. Wiederkäuer ermöglichen so die nachhaltige Nutzung von Flächen, die für den Ackerbau ungeeignet sind, und tragen zur Kreislaufwirtschaft bei, indem sie Nährstoffe in Form von Mist zurückführen. Zudem schafft die Beweidung durch Wiederkäuer eine Vielzahl von Lebensräumen, die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine Lebensgrundlage bieten. Ohne Beweidung kommt es zu einer Verbuschung und dem Verlust von Biodiversität. Wiederkäuer fördern durch ihren Tritt und ihre Fraßgewohnheiten die Diversität von Tier- und Pflanzenarten und stabilisieren die Böden.
Dem durch Wiederkäuer produzierten Methan-Ausstoß und folglich dem Ruf nach einer Reduktion der Wiederkäuerbestände wurde entgegengehalten, dass der Methanausstoß nur bei steigenden, nicht aber bei gleichbleibenden Viehbeständen zur Erderwärmung beiträgt. Entscheidend sei, die Zahl der Wiederkäuer auf einem Niveau zu erhalten, ohne Landnutzungsänderungen zu provozieren. Auch müssten bei einer Reduktion der Viehbestände die wirtschaftlichen Folgen mitbedacht werden, wie dem Verlust von Arbeitsplätzen in der Verarbeitungsindustrie. Maßnahmen, wie die Integration der Landwirtschaft in ein Emissionshandelssystem, könnten helfen, Emissionen vergleichbarer zu machen und so auch Treibhausgas-Ausgleiche zu erzielen.
Maßnahmen für eine nachhaltige Wiederkäuerhaltung
Einfache Möglichkeiten zur Reduktion der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft ergeben sich etwa durch die Verringerung des Anbaus von Tierfuttermitteln auf Ackerflächen sowie folglich die Reduzierung der Schweine- und Hühnerbestände, da diese in Sachen Ernährung mit dem Menschen um die gleichen Flächen konkurrieren. Eine Nutzung der beschränkten Ressource „Ackerfläche“ sollte nach dem System Teller-Trog-Tank erfolgen.
Zudem wird eine effizientere und nachhaltigere Wirtschaftsweisen in der Grünlandhaltung empfohlen. Dazu zählen die Förderung von standortangepasstem Grünlandmanagement, etwa im Rahmen des abgestuften Wiesenbaus oder der gelenkten Weideführung, der Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaik, die gemeinsame Nutzung von Maschinen, die Optimierung des Wirtschaftsdüngermanagements und die Reduzierung des Kraftfuttereinsatzes. Erläutert wurde auch, dass sowohl „Low Input“- als auch „High Output“-Ansätze abhängig von den Standortbedingungen zur Zielerreichung beitragen können. Regional differenzierte Strategien seien erforderlich, wobei der Fokus auf Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft liegen müsse. Unterstützt wird die nachhaltige Haltung teilweise auch durch die Maßnahmen des Agrarumweltprogramms, etwa durch die Maßnahmen Ausgleichszulage, die Behirtungsmaßnahme oder Maßnahmen zum Grünlanderhalt.
Markt und Konsum: Schlüssel für nachhaltige Entwicklung
Der Konsum spielt eine zentrale Rolle bei der Unterstützung nachhaltiger Landwirtschaft. Verbraucherinnen und Verbraucher können durch bewusste Kaufentscheidungen, etwa zugunsten lokaler, extensiver oder biologisch erzeugter Produkte, erheblich zum Klimaschutz beitragen. Dabei ist eine klare und transparente Kennzeichnung von Produkten hinsichtlich ihrer Klimafreundlichkeit und Biodiversitätsleistung notwendig, um informierte Entscheidungen zu ermöglichen. Gleichzeitig sollten gesetzliche Rahmenbedingungen den Markt regulieren, um geleistete Ökosystemleistungen abzugelten und dadurch eine nachhaltige Produktion zu fördern und kleine, regionale Betriebe zu erhalten. Nur durch ein Zusammenspiel von Konsumentenverhalten, gesetzlichen Maßnahmen und angepassten Förderprogrammen kann der Beitrag der Wiederkäuerhaltung zur Erreichung von Klima- und Naturschutzzielen voll ausgeschöpft werden.
Die Diskussion verdeutlichte die Notwendigkeit, Konsumentenverhalten zu ändern, hochwertige regionale Produkte zu fördern und Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Eine klare Kennzeichnung von Klima- und Biodiversitätsaspekten auf Produkten wurde als zentral für die Verbraucherkommunikation angesehen. Betont wurde, dass die Bedeutung der Wiederkäuerhaltung für die Kreislaufwirtschaft und den Klimaschutz breiter kommuniziert werden müsse. Zur Aufrechterhaltung der kleinstrukturierten Wiederkäuerhaltung, insbesondere im grünlanddominierten Berg- und Hügelland Österreichs, wurden darüber hinaus noch Erleichterungen für Betriebe diskutiert, wie etwa vereinfachte Hof- und Weideschlachtungen.