Nachbericht zum Online Expertinnen- und Expertenworkshop „Spätfrostbekämpfung im Obst- und Weinbau“

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Der Online Workshop „Spätfrostbekämpfung im Obst- und Weinbau“ widmete sich der Vorstellung von neuen Maßnahmen zum Schutz der Weinreben und Obstbäume vor Spätfrösten und dem Austausch von Erfahrungen in Kleingruppen. Vor allem seit den letzten Tagen, die sich diesen April besonders kühl und in einigen Lagen schneereich gezeigt haben, hat dieses Thema wieder für Anspannung unter den Obst- und Weinbaubetrieben gesorgt. Umso wichtiger war für die fast 60  Teilnehmenden der fachliche Austausch.

Zu Beginn gab es Einblicke in Form von Fachvorträgen von Ferdinand Regner (HBLA und Bundesamt Klosterneuburg), Leonhard Steinbauer (Versuchsanstalt Haidegg) und von Alexander Zimmermann (Bayrische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau). Franz Rosner (HBLA und Bundesamt Klosterneuburg) teilte im Anschluss die Erfahrungen aus dem EIP-AGRI* Projekt „FrostStrat“. Matthias Stumvoll (voestalpine Krems GmbH) zeigte mit Leova SMART entwickelte innovative Sensoren zur Erhebung von mikroklimatischen Wetterdaten mit Datenübertragung und APP.

Im zweiten Teil des Workshops wurde in Kleingruppen zu drei verschiedenen Themen diskutiert. Es fand ein intensiver Austausch zu fachrelevanten Fragestellungen statt:

Gruppe 1: Welche Wetterdaten benötigen Wein- und Obstbaubetriebe und wie können diese finanziert werden?

Festgestellt wurde, dass es zu wenig Wetterstationen und Sensoren gibt, die zuverlässig aktiv und aktuell Wetterdaten sammeln. Daten zu Temperaturschwankungen und unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit aufgrund von kleinregionalen Gegebenheiten und topografische Unterschiede müssten mit wesentlich mehr Sensoren ermittelt werden. Auch die Qualität der Daten ist sehr wichtig und entspricht zurzeit nicht immer dem aktuellen Stand. Es gibt noch sehr hohe Unterschiede in der Datenqualität der verschiedenen Wetterstationen – das kann große Probleme verursachen. Eine Datensicherheit ist somit oft nicht gegeben. Zusätzlich wäre eine Zusammenführung der Daten von unterschiedlichen Wetterstationen und Anbieterinnen und Anbietern hilfreich in der Praxis. Diese könnten zum Beispiel in einem Datenpool oder einer Datenplattform gesammelt, zentral verwaltet und zur Verfügung gestellt werden. Es fehlt jedoch eine Organisation/Institution die diese Aufgabe übernehmen könnte.
Bei der Anschaffung der Hardware kann man bereits mit Nachbarinnen und Nachbarn und Kolleginnen und Kollegen kooperieren, um so die Kosten für alle möglichst gering zu halten. Als Software könnten dabei Cloudsysteme dienen; durch eine Mehrfachnutzung der Daten auch für andere landwirtschaftliche Sparten wäre möglicherweise eine Querfinanzierung durch andere Bereich möglich.

Gruppe 2: Spätfrostbekämpfung im Obstbau – Welche Methoden sind wirtschaftlich vertretbar?

Einige Betriebe wenden die Frostberegnung beziehungsweise die Überkronenberegnung an, die großteils gut funktioniert – Voraussetzung ist jedoch eine gute Wasserverfügbarkeit.
Frostöfen sind oft sehr zeitintensiv und die Kosten hoch, als mögliche Alternative werden AGRI-PV (Photovoltaik) Anlagen (ebenfalls mit hohen Anschaffungskosten verbunden und nicht alle Sorten für den Anbau geeignet, der erzeugte Strom kann jedoch wiederrum verkauft werden) oder Hagelnetze genannt. Hagelnetze bringen einen Forstschutzeffekt von circa 0,5 Grad. Smarte Kooperationen zwischen Energieanbieterinnen und Energieanbietern und Obstbaubetrieben könnten bei den Anschaffungskosten sparen.
Als weitere Alternative wurden Windmaschinen erwähnt, die verhältnismäßig günstig in der Anschaffung sind.
Was den Obstbau selbst betrifft wurde festgestellt, dass neue Züchtungen, die einen späteren Austrieb haben, eine vielversprechende Lösung sein könnten, mit dem man sich künftig intensiver auseinandersetzen muss.

Gruppe 3: Spätfrostbekämpfung im Weinbau – Wie bereite ich mich auf „Tag X“ vor?

In der Kleingruppe wurde über die Herausforderung diskutiert, die verschiedene Wetterprognosen mit sich bringen, da durch die Schwankungsbreite eine gezielte Anwendung von Frostschutzmaßnahmen erschwert wird. Besonders betroffen sind häufig Gebiete in Senken oder Mulden. Es wurden Beispiele genannt, in denen nach Frostereignissen immer noch gute Erträge erzielt wurden, indem die Beiaugen, der Knospen austrieben (Knospen bestehen aus einem Hauptauge sowie Beiaugen).
Eine Räucherung ist oft aufgrund bürokratischer Hürden schwierig, da es eine behördliche vorab Genehmigung benötigt und diese nicht landesweit einheitlich geregelt ist, tatsächlicher Effekt und Umweltbelastungsrisiken kommen als Faktoren erschwerend hinzu. Hagelnetze ebenso wie die Bewässerung als Schutzmaßnahme wurden ebenfalls diskutiert, wie die Gefahr, dass junge Triebe durch das entstehende Eis abbrechen.
Der sogenannte „doppelte Zapfenschnitt“, als Alternative, ist ebenfalls eine Maßnahme, die eine wesentliche Verzögerung der Entwicklung in der Phase der größten Spätfrostgefahr mit sich bringt.

Insgesamt zeigt sich in den Diskussionen durchwegs, dass trotz der Herausforderungen durch unterschiedliche Wetterprognosen und bürokratische Hürden, innovative Lösungsansätze existieren, um den Schutz vor Spätfrost zu verbessern und es die Bereitschaft gibt, auch Neues zu testen und auszuprobieren.

*Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI)

Pflanze mit auftauendem Wasser
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