Strategien gegen akute Pflanzenschutzprobleme der Marille

Das Europäische Steinobstvergilbungs-Phytoplasma verursacht an der Marille das plötzliche Schlagtreffen (Apoplexie). Vermutlich spielt besonders die Unterlage eine Rolle für die Anfälligkeit der Bäume. Es werden praxisübliche Unterlagen verglichen und weitere Steinobstgenotypen evaluiert. Die invasive Asiatische Marillenblattlaus (Myzus mumecola) führt in biologischen Marillenbetrieben zu massiven Schäden. Im Projekt wird die Wirkung unterschiedlicher Kombinationen von biologischen Wirkstoffen verglichen und es wird die Entwicklungsbiologie der Laus untersucht.

Umfragen und Erhebungen zeigen, welche aktuell in der österreichischen Praxis eingesetzten Unterlagen am wenigsten anfällig für das Phytoplasma sind. Eine Literaturrecherche und der Austausch mit weltweiten Baumschulen sollen Informationen liefern, welche aktuell nicht als Unterlagen eingesetzten Steinobst-Arten tolerant gegen den Erreger und kompatibel mit der Marille sein könnten. Basierend darauf werden Unterlagen bzw. Unterlagen/Zwischenveredelungen ausgewählt und mit Marillen veredelt. 

Zudem werden Hochveredlungen auf praxisüblichen Unterlagen erstellt. Im Baumschulprozess wird der Anwuchserfolg der bisher nicht praxisüblichen Genotypen erhoben. Alle Bäume auf praxisüblichen Unterlagen und die Hälfte der Bäume mit potenziell toleranten Steinobst-Genotypen werden künstlich infiziert. Die Bäume werden in den Betrieben ausgepflanzt und laufend visuell und mittels PCR evaluiert. Zur Bekämpfung der Marillenblattlaus erfolgt im Labor bzw. in Töpfen oder Astkäfigen ein Wirksamkeitsvergleich zwischen unterschiedlichen Bekämpfungsstrategien (Pflanzenschutzmittel, Repellents), abgestimmt auf die Entwicklungsstadien der Laus. Außerdem werden die Entwicklung der Laus im Jahresverlauf und die Sorten- und Unterlagenanfälligkeit durch Beobachtung in Obstanlagen erhoben. 

Basierend auf diesen Ergebnissen und Erfahrungen in der Praxis werden Behandlungspläne erarbeitet. Diese kommen in den beteiligten Betrieben zum Einsatz. Die Wirkung der Maßnahmen auf die Baumentwicklung wird nach Boniturschema ermittelt. Zusätzlich erfolgt eine exakte Kontrolle der Lauspopulationen vor und nach den jeweiligen Behandlungen. Die geeignetsten Maßnahmen werden zu Behandlungsabfolgen kombiniert. Tolerantes Pflanzenmaterial ist derzeit die erfolgversprechendste Strategie gegen die Steinobstvergilbung. In diesem Projekt wird die Anfälligkeit praxisüblicher Unterlagen verglichen, um Empfehlungen hinsichtlich Unterlagenwahl geben zu können. Manche Prunus-Arten, z.B. Süßkirschen, Steinweichseln, Schlehen, Kriecherln oder Hybriden zeigen kaum Symptome oder sind sogar resistent. 

Das Projekt wird zeigen, ob derartige Genotypen als Unterlagen-Zwischenveredlungskombinationen zu praxistauglichen, stabilen Bäumen mit verbesserter Phytoplasmentoleranz führen. In Hinblick auf den Marillenblattlausbefall sollen praxisgeeignete und effiziente Behandlungspläne gegen die Blattlaus (eventuell abgestimmt auf Sorten und Unterlagen) entwickelt und den Betrieben zur Verfügung gestellt werden. Durch die gewonnenen Erkenntnisse zur Entwicklungsbiologie werden optimierte Behandlungstermine ermöglicht und regionale Unterschiede besser herausgearbeitet. Die optimale Sortenwahl kann diese Maßnahmen unterstützen, um eine Massenvermehrung zu verhindern.

© Agnes Andrae
Schwerpunkte
Klimawandelanpassund
Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft
Umwelt und Biodiversität
Förderperiode
GAP 23-27
Individuelle Schlagworte
biologische Landwirtschaft
Ernährung
Gartenbau
Gehölze
Klimawandelanpassung
Krankheitsbekämpfung
Lesensmittelsicherheit
Obstbau
Qualität
Schädlingsbekämpfung
Verarbeitung
Verringerung von Treibhausgasemissionen
Projektlaufzeit
01.01.2024 - 31.12.2028
Projektregion
Niederösterreich
Maßnahme im Programm
77-06 Förderung von Operationellen Gruppen und von Innovationsprojekten im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit – EIP-AGRI
Finanzierung in EURO
Gesamtprojektkosten
389.571,00€
GAP Strategieplan Fördersumme
389.571,00€
Kontakt

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