Wissen zwischen Forschung und Anwendung: Das EU-FarmBook

AKIS-Kooperationsstelle
Innovation

Ein Interview mit Elena-Teodora Miron, Koordinatorin des europäischen Projektes modernAKIS zum Thema EU-FarmBook

Frau Miron, was ist EU-FarmBook und was macht es aus Ihrer Sicht besonders?

Die Europäische Union leistet sich das größte Forschungs- und Innovationsprogramm weltweit. Etwa 10 Prozent des Gesamtbudgets von 100 Mrd. Euro fließen in Forschung und Innovationen zur Land- und Forstwirtschaft. Damit wird viel wertvolles Wissen für die Praxis erarbeitet. Leider ist es aber immer noch so, dass viel von diesem Wissen nicht in der Praxis zur Anwendung kommt. Und das ist dauerhaft ein Wettbewerbsnachteil für unsere Land- und Forstwirtschaft.

Genau hier setzt EU-FarmBook an: es soll eine EU-weite Plattform (in allen 23 EU-Sprachen) anbieten, in der praxisrelevantes Wissen aus Forschungs- und Innovationsprojekten an einem Ort verfügbar ist. Im Gegensatz zu anderen Plattformen, die oft akademisch geprägt sind, bietet das EU-FarmBook praxisorientierte Inhalte, die direkt von Landwirt:innen, Berater:innen und Bildungseinrichtungen genutzt werden können. Damit wird es – so ist die Hoffnung – wesentlich zum europäischen Wissenstransfer wertsteigernd beitragen.

In welchem Entwicklungsstadium befindet sich das EU-FarmBook aktuell?

Die Plattform ist bereits jetzt verfügbar (www.eufarmbook.eu) und wird bis Juni 2025 mit möglichst vielen relevanten, interessanten Inhalten befüllt. Dann wird die Kommunikation in Richtung Landwirt:innen, Berater:innen und Bildungseinrichtungen beginnen. Das Projektteam erhofft sich eine gute Akzeptanz.

Was zeichnet das EU-FarmBook im Vergleich zu anderen Plattformen aus?
Einerseits seine Zielsetzung und der Fokus auf Anwendungsreife des bereitgestellten Wissens – Ähnliches gibt es so nicht auf europäischer Ebene. Gleichzeitig trägt EU-FarmBook auch der europäischen Vielfalt Rechnung: sowohl hinsichtlich der Themen, die wir in unserer Land- und Forstwirtschaft haben (die Plattform ist offen für alle relevanten Inhalte und Fachbereiche), andererseits werden die Plattform selber aber auch ihre Inhalte – so weit wie möglich – in Nationalsprachen dargestellt. Dadurch werden viele Zugangsbarrieren abgetragen.

Andererseits wird EU-FarmBook mittelfristig sicherstellen, dass hochwertiges und aktuelles Wissen aus Projekten, die mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, auch frei und offen zugänglich und nicht nur über kommerzielle Anbieter:innen verfügbar ist.

Welchen Mehrwert könnte EU-FarmBook für uns in Österreich bringen?
Wir sind in Österreich in einer sehr glücklichen Lage: wir haben starke Bildungs- und Beratungsorganisationen, die nahe und vertrauensvoll mit den Land- und Forstwirt:innen arbeiten. Wir haben ausgezeichnete Universitäten und Höhere Bildungs- und Forschungsanstalten, die exzellent an aktuellen Problemstellungen arbeiten.

Allerdings haben wir, wie jedes Land, nicht unendlich viele Ressourcen; und nicht alle Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, sind neu für andere Länder – ich verweise auf den Klimawandel und seine Auswirkungen, die manche unserer südlichen Nachbar:innen bereits seit langer Zeit begleiten. Insofern ist Wissen, das sich woanders in der Praxis bewährt hat, sehr wertvoll – auch für uns.

Wie stehen wir in Österreich mit dem EU-FarmBook in Verbindung?
Die Landwirtschaftskammer Österreich arbeitet aktiv am EU-FarmBook Projekt mit. Als Partnerin bringt sie ihre Expertise, die Bedarfe aber auch die Perspektive der Bildung und Beratung in die Plattform ein. Das Engagement in innovativen Projekten ist für die Landwirtschaftskammern wichtig, um neue Entwicklungen direkt für die landwirtschaftliche Praxis nutzbar zu machen.

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